Rostige Würmer im Hirn
Nanomineralisiation von Eisen: Spielt Eisentransporter Transferrin eine Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen?
Im Körper liegt Eisen in Form dreifach positiv geladener Eisenionen (Fe3+) vor und muss immer gut "verpackt" sein, sonst kann es mit Proteinen reagieren und Schäden verursachen. Durchs Blutplasma transportiert wird Eisen in den "Taschen" des Eisentransportproteins Transferrin. Ausgepackt wird erst in speziellen zellulären Organellen.
Dabei kann aber auch etwas schief gehen, wie Sadler und seine Kollegen nun belegen. Die Forscher schieden mit Eisen beladenes menschliches Transferrin auf verschiedenen Oberflächen unter Bedingungen ab, die die Gegebenheiten in lebenden Organismen nachahmen. Wie sich mithilfe von Mikroskopie und Elektronenmikroskopie zeigte, aggregieren die Proteine zu langen wurmartigen Fasern. Diese "Würmer" tragen ein gleichmäßiges Streifenmuster. Die schmalen dunklen Streifen enthalten etwas Ähnliches wie Rost. "In den Fasern sind die Eisenionen nicht mehr richtig eingeschlossen," erklärt Sadler, "sondern aggregieren zu periodisch angeordneten Nanokristallen, deren Struktur dem oxidischen Eisenmineral Lepidocrocit (Rubinglimmer) sehr ähnlich zu sein scheint."
Die Forscher vermuten, dass bei bestimmten Formen neurodegenerativer Erkrankungen auf ähnliche Weise Eisen-Ablagerungen im Gehirn entstehen könnten. Solche Eisenkriställchen sind hochreaktiv und können zur Bildung toxischer freier Radikale führen, die Nervenzellen angreifen und zerstören. Wenn sich diese Annahme auch in vivo verifizieren lässt, könnten Wirkstoffe, die die Aggregation von Transferrin verhindern, die Basis für neue Pharmaka darstellen.
Originalveröffentlichung: Peter J. Sadler et al.; "Periodic Iron Nanomineralization in Human Serum Transferrin Fibrils"; Angewandte Chemie 2008, 120, No. 12, 2249-2253.
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