Stefan Hell zieht in die Hall of Fame der deutschen Forschung ein
„Wenn eine Entdeckung wirklich wichtig ist, oder sich am Ende sogar als revolutionär erweist, so wird sie zwangsläufig wirtschaftliche Relevanz haben“, sagte Hell anlässlich der feierlichen Festveranstaltung im Weltkulturerbe der Essener Zeche Zollverein mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Die untrennbar mit seinem Namen verbundene STED-Mikroskopie und damit verwandte Verfahren erlauben es, Vorgänge im Inneren lebender Zellen wie die Verteilung und Bewegung von Proteinen oder Lipiden mit einer heute bis zu zehnmal besseren Detailschärfe zu beobachten und in Echtzeit darzustellen. Der Ansatz des Physikers beruht darauf, eng benachbarte Details unter Verwendung eines speziellen Lichtstrahls sequenziell dunkel zu halten, sodass sie nicht gleichzeitig, sondern nacheinander aufleuchten. Sie können somit unterschieden werden – das Lichtmikroskop wird zum „Nanoskop“. „Ein großer Vorteil ist, dass unserer Methode ein relativ allgemeines Grundprinzip zugrunde liegt. Die Hochauflösung ist daher noch längst nicht ausgereizt“, so Hell. Anwendungsgebiete sieht der Preisträger vor allem in der Biologie und Medizin. „Die Beobachtung lebender Zellen mit unserem Verfahren ermöglicht grundlegende Einblicke in die Entstehung von Krankheiten.“
Mit der Aufnahme in die Hall of Fame der deutschen Forschung ehrt das manager magazin seit dem Jahr 2009 herausragende Wissenschaftler, die den Forschungsstandort Deutschland bereichert und den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähiger gemacht haben. In die Hall of Fame wurden bisher 14 herausragende Forscher und Entwickler berufen. Stefan Hell ist der zehnte Nobelpreisträger in der Ruhmeshalle. Bereits im Frühjahr hatte die unabhängige Jury der Hall of Fame der deutschen Forschung den Göttinger Physiker zum Laureaten des Jahres 2014 ernannt. Er folgt prominenten Preisträgern wie Manfred Eigen, Peter Grünberg, Theodor Hänsch, Harald zur Hausen oder Christiane Nüsslein-Volhard. Neben Stefan Hell wird in diesem Jahr der Industrie-Entwickler Ludwig Pohl vom Darmstädter Unternehmen Merck ausgezeichnet, der Flüssigkristalle industriell nutzbar gemacht hat, etwa für Flachbildschirme.
Zur Person
Stefan W. Hell (Jahrgang 1962) studierte in Heidelberg Physik. Nach seiner Promotion im Jahr 1990 in Heidelberg verfolgte er seine Ideen zunächst als „freier Erfinder“. Nach seiner Zeit als Postdoktorand am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg ging er 1993 als Gruppenleiter nach Turku (Finnland). Dort entwickelte er das Prinzip der STED-Mikroskopie. Von Turku wechselte Hell 1997 als Leiter einer Max-Planck-Nachwuchsgruppe an das MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, wo er seit 2002 die Abteilung NanoBiophotonik leitet. Er ist Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Honorarprofessor für Experimentalphysik an der Georg-August-Universität Göttingen. Darüber hinaus leitet er die Abteilung Optische Nanoskopie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Für seine Leistungen wurde Hell schon vor Zuerkennung des Nobelpreises in Chemie 2014 mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Er erhielt unter anderem den Kavli-Preis für Nanowissenschaften (2014), die Carus-Medaille der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2013), die Paul Karrer Medaille (2013), den Meyenburg-Preis (2011), den Göteborger Lise-Meitner-Preis (2010/2011), den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft (2011), den Ernst-Hellmut-Vits-Preis (2010), den Otto-Hahn-Preis für Physik (2009), den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2008), den Niedersächsischen Staatspreis (2008), den Julius-Springer-Preis für Angewandte Physik (2007), den 10. Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten (2006), den Karl-Heinz-Beckurts-Preis (2002), den Carl-Zeiss-Forschungspreis (2002) und den Preis der International Commission for Optics (2000). Stefan Hell hält Ehrendoktorwürden der Universitäten Turku (Finnland) und Vasile Goldis (Rumänien) sowie der Polytechnischen Universität Bukarest (Rumänien).
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