Tom22, der Türsteher am Mitochondrium
Freiburger Forscherin entdeckt drei Signalwege, die das Tor zum Inneren der Zellkraftwerke regulieren
© Rissler
Mitochondrien ähneln einer Zelle in der Zelle: Vom Rest des Innenlebens durch zwei Membranen getrennt und mit eigenem Genom, ging man lange davon aus, dass sie zum Großteil unabhängig vom Zellkern reguliert werden. Allerdings werden die meisten Mitochondrien-Proteine von der DNA im Zellkern abgelesen und müssen nach ihrer Synthese im Cytosol, das die Zellkomponenten umgibt, in die Mitochondrien transportiert werden. Die Sortierung der Mitochondrien-Proteine nach ihrem Bestimmungsort muss jedoch genau sein. Nicht alles darf die Hülle der Zellkraftwerke passieren: Nur mit molekularer Postadresse kommt ein Protein durch die zentrale Eintrittspforte in der Außenmembran des Mitochondriums, den TOM-Komplex. Zusätzlich zur molekularen Pore Tom40 besteht der Komplex aus Rezeptoren wie Tom22, der wie ein Türsteher entscheidet, wer rein kommt und wer nicht. Das richtige Outfit ist der molekulare Aufbau der Proteine.
Nicht nur, dass die Proteine im Mitochondrium von außen kommen: Das Eintrittstor wird auch von Proteinen aus der Zelle gesteuert, fand Gerbeth heraus. Sie zeigte, dass zwei dieser so genannten Kinasen das Tor durchlässiger oder dichter machen können, indem sie ein Phosphat an den Vorläufer des Proteins Tom22 ankoppeln. Der Auslöser ist in diesem Fall der Zucker Glukose, den die Hefe als Nahrungsmittel und Energiespender verwendet. Die Hefezelle kann so den Energiestoffwechsel im Mitochondrium an die veränderte Umwelt anpassen. Wenn zum Beispiel Glukose im Überfluss vorhanden ist, lassen die Poren weniger Proteine durch, die zur Energiegewinnung notwendig sind – die Mitochondrien gehen in den Sparmodus und lassen die Zelle ihre Energie aus dem Cytosol beziehen. Eine der Kinasen ist sogar direkt in der Außenmembran eingebettet, gleich neben dem TOM-Komplex. Nur wenige Proteinkinasen wurden bisher in Mitochondrien entdeckt.