Traumagefahr bei Kleinkindern rechtzeitig erkennen
Unfälle traumatisieren auch Kleinkinder. Etwa jedes zehnte Kind leidet noch ein Jahr nach einem Verkehrs- oder Verbrennungsunfall an einer posttraumatischen Belastungsstörung. In Form von Flashbacks und Albträumen erleben die Kinder Aspekte des traumatischen Erlebnisses wieder. Junge Kinder spielen dabei die belastenden Erinnerungen immer und immer wieder nach. Zudem vermeiden sie alles, was in irgendeiner Form an den Unfall erinnern könnte. Als Folge dieser ständigen Wachsamkeit gegenüber bedrohlichen Erinnerungen können die Kinder Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder ein aggressives Verhalten entwickeln.
Erkrankungsrisiko treffsicher einschätzen
Forschende der Universität und des Kinderspitals Zürich haben nun weltweit erstmals einen systematischen Fragebogen entwickelt und evaluiert. Anhand dieses Fragebogens können Kinder im Vorschulalter mit einem erhöhten Risiko für langfristige Traumafolgestörungen innert weniger Tage nach einem Unfall identifiziert werden. Erstmalig ist es nun Erstversorgern wie Kinderärzten, Pflegefachpersonen oder Notfall-Psychologen möglich, Kleinkinder treffsicher hinsichtlich des Erkrankungsrisikos einzuschätzen. «Kinder mit einem erhöhten Risiko können so früh erkannt und an eine notfallpsychologische Behandlung weiter verwiesen werden», erklärt Prof. Markus Landolt. Dies verhindert, dass eine akute Stressreaktion in eine chronische psychische Erkrankung übergeht, die beim Kind Leid verursacht und mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand behandelt werden muss.
Für die Studie befragte der Doktorand Didier Kramer unter der Leitung von Professor Markus Landolt insgesamt 134 Eltern von zwei- bis sechsjährigen Kindern sieben bis zehn Tage nach einem Verkehrs- oder Verbrennungsunfall. Das eingesetzte Screening-Instrument umfasste 21 Fragen zu Verhaltensänderungen des Kindes nach dem Unfall und zeigte eine hohe Treffsicherheit. 85 Prozent der untersuchten Kinder, die nach einem halben Jahr an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten, konnten mithilfe dieses Fragebogens bereits eine Woche nach dem Unfall korrekt identifiziert werden.
In der Folge plant Markus Landolt in Zusammenarbeit mit IT-Wissenschaftlern eine App für Smartphones: «Dank dieser App kann das Screening noch einfacher und schneller durchgeführt und vor allem breit implementiert werden.»
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