Für eine europäische Nano-Allianz

Spanische Kontaktstelle des Deutschen Verbandes Nanotechnologie gegründet

06.08.2013 - Deutschland

Die Europäische Union verfolgt eine koordinierte Nanotechnologie-Förderpolitik. Demgegenüber fehlte bislang eine europäische Institution, die als Ansprechpartner und als Beratungsinstanz der EU-Kommission für alle Fragen rund um die Nanotechnologie fungieren könnte – eine europäische Nanotechnologie-Allianz.

Als erster Schritt hin zu einem europaweiten Netzwerk der Nanowissenschaftler und -techniker wurde im Juli 2013 in Madrid am IMDEA Nanoscience Institute die erste Kontaktstelle des Deutschen Verbandes Nanotechnologie e. V. (DV Nano) im europäischen Ausland gegründet. Im Beisein von Dr. Ralph Nonninger, Präsident des DV Nano, unterzeichneten Dr. Rodolfo Miranda vom IMDEA Nanoscience Institute und weitere Vertreter der regionalen Nanowissenschaften und -technologien das Gründungsdokument.

Dr. Nonninger erläutert die Motivation des DV Nano für das internationale Engagement: „Die Förderung der Nanotechnologien ist nicht nur ein regionales oder nationales, sondern vor allem ein europäisches Thema. Auf dieser Ebene werden die entscheidenden Weichenstellungen vorgenommen.“ Innovationstreiber seien häufig kleine und mittelständische Unternehmen. Die bräuchten internationale Partner. Die Wissenschaftsgemeinschaft sei ohne internationalen Austausch undenkbar. Letztendlich ginge es darum, so Nonninger weiter, ein „Netzwerk von Kompetenzen“ zu schaffen, das den Mitgliedern helfe, sich stärker in die europäischen Entscheidungen einzumischen.

Gebündelte Kompetenz

Die Nanotechnologien haben das Potenzial, einer der wichtigsten Innovationstreiber der deutschen und europäischen Wirtschaft zu werden. Sie stehen im Fokus der europäischen Technologie- und Forschungsförderung.

Von ihnen verspricht man sich entscheidende Beiträge zur Lösung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen, etwa bei den Themen Energieversorgung und Mobilität der Zukunft oder Gesundheitsfürsorge und Medizintechnik. Deshalb ist die Kompetenz der Menschen, die in diesen Technikfeldern arbeiten, unverzichtbar, wenn es darum geht zu entscheiden, in welcher Richtung, mit welchen Forschungsschwerpunkten sich die Technologien entwickeln sollen.

Es sei Sinn und Ziel der Netzwerkarbeit einer europäischen Nano-Allianz, diesen Sachverstand zu bündeln. „Europa braucht eine transnationale Koordination der Nanotechnologie-Akteure. Wir sind überzeugt, dass ein unabhängiges europäisches Netzwerk dafür die geeignete Basis bilden könnte“, so Nonninger. Mittelfristig müsse es das Ziel sein, dass durch die Vernetzung auf EU-Ebene die Menschen eine Stimme bekommen, die in den Nanowissenschaften und -technologien arbeiten.

Aus dem Labor in die Märkte

Die deutsche Nanotechnologie habe sich in kürzester Zeit mit dem DV Nano eine Organisation geschaffen, die von nationalen Behörden und politischen Entscheidungsträgern als Ansprechpartner anerkannt werde. Grund dafür sei die Unabhängigkeit und der im Verband gebündelte Sachverstand. Das mache den Verband zu einer Bewertungs- und Beratungsinstanz, deren Wort in den politischen Gremien und Entscheidungsprozessen Gewicht habe.

Der Präsident des DV Nano fasst die wichtigsten Verbandsziele zusammen: Nach seiner Ansicht gehe es in Deutschland derzeit um eine gezielte Förderung der Nanowissenschaften mit klar bezeichneten Schwerpunkten in Energietechnik, Medizin, Informationstechnologien und Mobilität. Außerdem müsse der Transfer von Forschungsresultaten in marktfähige Anwendungen forciert werden. Und schließlich müsste die Nanotechnologie in der schulischen und universitären Ausbildung einen wichtigeren Platz einnehmen. Darüber hinaus wolle der Verband, so Nonninger weiter, aktiv in die gesellschaftliche Debatte eingreifen, um die enormen Chancen, die in der Anwendung der Nanotechnologien lägen, ins öffentliche Bewusstsein zu tragen.

International ist um die Zukunftsmärkte ein scharfer Wettbewerb entbrannt. Wie die USA und Japan versucht auch die EU, in diesen Märkten eine Führungsposition hinsichtlich der Zahl der Unternehmen, der Höhe der Umsätze oder der Höhe der Forschungsaufwendungen einzunehmen. Allerdings ist die Wachstumsdynamik im Nanotechnologie-Sektor in Ländern wie China oder Russland deutlich stärker ausgeprägt. Hier unternehmen die Regierungen gewaltige Anstrengungen, Rückstände in der Technologieentwicklung schnellstmöglich aufzuholen. Auch vor diesem Hintergrund dürfe es keine nationalen Alleingänge geben.

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