Innovatives Diagnoseverfahren liefert wertvolle Zusatzinformationen bei Hirnmetastasen

04.09.2012 - Deutschland

Bösartige Tumore wie Lungen- oder Mammakarzinome verursachen häufig Hirnmetastasen. Diese werden in der Regel mit Bestrahlungen therapiert. Mit Hilfe des diagnostischen FET-PET-Verfahrens konnten Wissenschaftler von JARA-BRAIN – einer Initiative der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich – und aus der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Köln nach vorausgegangener Bestrahlung ohne operativen Eingriff und Gewebeprobe-Entnahmen feststellen, ob die Therapie erfolgreich war – oder ob sich zwischenzeitlich neue Hirnmetastasen gebildet haben.

JARA-BRAIN

Abbildung: A) Bei erneutem Metastasenwachstum (obere Reihe, weißer Pfeil) ist eine vermehrte FET-Anreicherung (rote Farbe) im PET sichtbar. Die FET-Kinetik (rechts) zeigt einen schnellen Anstieg der FET-Anreicherung mit abfallender Kurve. Abbildung B) Bei einer Radionekrose (untere Reihe) ist nur eine geringe FET-Anreicherung (grün) im PET sichtbar. Die FET-Kinetik (rechts) zeigt eine langsam ansteigende Kurve. Mit der konventionellen MRT können die Prozesse nicht unterschieden werden.

In einer aktuellen Patientenstudie, deren Daten vor kurzem im Journal of Nuclear Medicine publiziert wurden, untersuchten Prof. Karl-Josef Langen vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich, Priv.-Doz. Marc Piroth aus der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Aachen gemeinsam mit Priv.-Doz. Norbert Galldiks aus der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Köln über 30 Patientinnen und Patienten mit insgesamt mehr als 40 Hirnmetastasen unterschiedlicher Primärtumore, die bereits bestrahlt worden waren. Mit Hilfe der injizierten radioaktiv markierten Aminosäure O-(2-[18F]Fluorethyl)-L-tyrosin (FET) konnten die Wissenschaftler mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent im Positronenemissionstomographen (PET) strahlentherapiebedingte Veränderungen, so genannte Radionekrosen, von einem erneuten Metastasenwachstum unterscheiden.

"Der entscheidende klinische Fortschritt ist, dass durch dieses Verfahren relativ einfach und schnell wertvolle diagnostische Zusatzinformationen für die Betroffenen gewonnen werden, die für die weitere Therapieplanung verwendet werden können", berichtet Marc Piroth. Möglich wird die Differenzierung zwischen strahlentherapiebedingten Veränderungen - zum Beispiel einer Strahlennekrose - und vitalem Turmorgewebe unter anderem durch die unterschiedlich starke Anreicherung der Aminosäure während der FET-PET-Untersuchung. "Hirntumore zeigen einen im Vergleich zum umliegenden normalen Hirngewebe deutlich gesteigerten Aminosäurestoffwechsel", bestätigt Karl-Josef Langen. "Außerdem steigt die Radioaktivität während der etwa 50-minütigen FET-PET Untersuchung in vitalem Tumorgewebe schnell an und fällt dann wieder ab. In Radionekrosen kommt es hingegen zu einer kontinuierlichen Zunahme der Radioaktivität."

Auch wenn an vielen Krankenhäusern derzeit ausschließlich kernspintomographische Messungen als Standard-Screening-Verfahren bei der Verlaufskontrolle von Hirnmetastasen verwandt werden: An den Universitätskliniken Aachen und Köln wird bei unklaren Fällen bereits seit längerer Zeit das FET-PET-Verfahren eingesetzt. "Die gute Zusammenarbeit mit dem Team von Prof. Langen im Rahmen von JARA-BRAIN ermöglicht es uns, im Bedarfsfall FET-PET-Messungen an Patientinnen und Patienten im Institut für Neurowissenschaften am Forschungszentrum Jülich vornehmen zu lassen", berichtet Marc Piroth.

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