Tierärzte wollen EHEC aus Wiederkäuer-Därmen verbannen
(dpa) Um die Menschen vor Krankheiten wie EHEC zu schützen, müssen Tierärzte und Humanmediziner besser zusammenarbeiten. «Wenn es uns gelingt, in Wiederkäuern die Zahl der EHEC zu reduzieren, dann ist das eine Vorbeugemaßnahme für die Humangesundheit», sagte Prof. Lothar Wieler (Berlin), Vorstandsmitglied der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) am Rande einer Tagung über Escherichia-coli-Bakterien (E. coli) bei Mensch und Tier in Gießen. EHEC (Entero-hämorrhagische Escherichia coli) sind eine besondere Form von Kolibakterien, die innere Blutungen auslösen kann.
«Wir möchten in Wiederkäuern so wenige EHEC wie möglich haben», sagte Wieler, der das Arbeitsgebiet Infektionsmedizin der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft leitet, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Je mehr EHEC in Wiederkäuern vorkommen, desto größer ist auch die Gefahr, dass sie irgendwann zum Menschen kommen - zum Beispiel über Lebensmittel oder über direkten Kontakt.»
«Das natürliche Reservoir von EHEC ist der Darm von Wiederkäuern», erklärte Wieler. Die Tiere werden davon nicht krank, bei Menschen aber kann der Erreger blutigen Durchfall verursachen. Die besonders aggressive EHEC-Variante, an der in Deutschland rund 50 Menschen starben, scheine allerdings nicht von Wiederkäuern zu stammen. Er habe spezielle Eigenschaften («Anheftungsmuster»), die bei Wiederkäuern nicht vorkämen. «Wir können bisher nur spekulieren wie und wo HUSEC041 entstanden ist, aber es sieht bislang danach aus, dass er vom Menschen kommt.»
Das könnte zum Beispiel im menschlichen Darm passiert sein oder in einer Kläranlage. Eine These: Ein Mensch wird mit EHEC infiziert und trägt gleichzeitig einen anderen krankmachenden Escherichia-coli-Keim. «Dann ist vorstellbar, dass das Shiga-Toxin über einen Genaustausch vom EHEC auf diesen anderen krankmachenden E. coli überspringt.» Der Mensch scheidet den mutierten Erreger wieder aus. Die Exkremente kommen unter Umständen in die Kläranlage. Verunreinigtes Abwasser kann zum Beispiel durch Leckagen Trinkwasser oder Gewässer verunreinigen, so dass auf diese Weise weitere Menschen den Erreger aufnehmen können. «Das sind vorstellbare Szenarien.»
Wie die Zahl der EHEC im Tierdarm reduziert werden könnte, ist Wieler zufolge umstritten: «Manche Wissenschaftler glauben, dass man das durch bestimmte Fütterungsregime schaffen kann, andere denken eher an Medikamente oder eine Impfung. Aber es gibt so viele verschiedene EHEC-Typen, dass all diese Ansätze schwer umsetzbar sein dürften.»
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