mTOR-Inhibitor auf dem Weg zum Standard bei schlechter Prognose

Temsirolimus in Leitlinien der EAU bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom bereits vor Zulassung aufgenommen

17.04.2007

Mit Einführung der zielgerichteten Therapien (targeted therapies) zeichnet sich ein Fortschritt in der Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms ab. Als viel versprechend für die Ersttherapie von Patienten mit schlechter Prognose gilt dabei unter Experten insbesondere der zurzeit im Zulassungsverfahren befindliche mTOR-Inhibitor Temsirolimus. Ein zentrales Thema der wissenschaftlichen Diskussion anlässlich der diesjährigen Jahrestagung der European Association of Urology (EAU) in Berlin waren erste Daten einer Phase-III-Studie, die in diesem Patientenkollektiv bereits einen signifikanten Gesamtüberlebensvorteil gegenüber dem bisherigen Standard Interferon alpha zeigten. Aus diesem Grund wurde Temsirolimus aktuell auch bereits in die Behandlungsempfehlungen der EAU mit aufgenommen.

Derzeit ist die Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) einem starken Wandel unterworfen. Wie Professor Dr. J. Carballido, Madrid, auf dem Kongress ausführte, haben neue Erkenntnisse in der Pathogenese des mRCC zur Entwicklung von neuen, gezielt molekular wirkenden Substanzen geführt. Dazu gehört auch Temsirolimus, der laut Wyeth erste spezifische Inhibitor der mTOR-Kinase in der Onkologie. Dieses Schlüsselprotein steuert über mehrere intrazelluläre Signalwege Zellproliferation, Apoptose und Angiogenese. Nach Ansicht des Experten besitzt der Wirkstoff das Potenzial, sich in Zukunft zum Behandlungsstandard von Patienten mit schlechter Prognose in der First-line-Therapie zu entwickeln. Schon jetzt empfiehlt die EAU den Einsatz von Temsirolimus in den aktuell vorgestellten Diagnose- und Behandlungs-Richtlinien des Nierenzellkarzinoms ; die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) hat den Antrag zu Temsirolimus angenommen und dem Medikament Priorität bei der Überprüfung eingeräumt. Im Dezember 2004 erhielt Temsirolimus bereits den "Orphan Drug"-Status durch die FDA und im März 2006 auch durch die EMEA.

Basis der positiven Bewertung von Temsirolimus sind die bislang vorliegenden Zwischenergebnisse der randomisierten, dreiarmigen Phase-III-Studie ARCC (A Global Trial for Advanced Renal Cell Carcinoma) zur First-line-Therapie bei 626 Patienten mit hohem Risiko. In dieser multizentrischen Untersuchung wurde der Wirkstoff als Monosubstanz (25 mg i.v. 1x wöchentlich) mit dem bisherigen Standard Interferon alpha (IFN-, Dosiseskalation bis 18 Mio. IE s.c. 3x pro Woche) sowie in Kombination mit IFN- (15 mg Temsirolimus i.v. 1x wöchentlich sowie 6 Mio. IE 3x/Woche) verglichen. Wie die bisherigen Ergebnisse zeigen, erzielte die Monotherapie mit Temsirolimus als bislang erste neue Substanz beim mRCC einen signifikanten Überlebensvorteil. Patienten im Temsirolimus-Arm lebten 10,9 Monate gegenüber denen im IFN--Arm mit 7,3 Monaten (p=0,0069), was einer Verlängerung um 49 Prozent entspricht. Die Steigerung des Überlebens im Kombinations-Arm um 15 Prozent gegenüber der IFN--Monotherapie war demgegenüber nicht statistisch signifikant, auch wenn das progressionsfreie Überleben in beiden Temsirolimus-Armen gegenüber der IFN--Therapie nahezu doppelt so hoch ausfiel (3,7 vs. 1,9 Monate, p= 0,0019).

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