Fetthülle um Medikament schützt vor Nebenwirkungen

11.06.2013 - Deutschland

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine der besonders lebensbedrohlichen Blutkrebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei ihr entstehen anstelle von gesunden Blutkörperchen nur unreife Leukämiezellen. Nur eine intensive Chemotherapie kann Heilung bringen. Ein internationales Wissenschaftlerteam um Professor Dr. Dirk Reinhardt, Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), konnte nun zeigen, dass das wirksame Medikament Daunorubicin deutlich weniger Nebenwirkungen und Komplikationen mit sich bringt, wenn es in eine besondere Fetthülle „verpackt“ wird. Es bleibt dann länger im Blutkreislauf und geht weniger schnell in die Organe. So bleiben beispielsweise Schädigungen des Herzmuskels aus. Die Ergebnisse der Studie „AML-BFM 2004“ veröffentlichte die renommierte amerikanische Fachzeitschrift „Blood“. Erstautorin ist die MHH-Forscherin Professorin Dr. Ursula Creutzig. Sie initiierte die Studien zur Optimierung der Therapie im Jahr 1978 am Universitätsklinikum Münster.

Die AML-BFM-Studiengruppe gibt es seit 1978. Sie bestand zunächst aus Wissenschaftlern aus Berlin, Frankfurt am Main und Münster (BFM), heute kooperieren rund 60 Kinderkliniken aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und der Tschechischen Republik – die Zentrale ist in der MHH. Die Wissenschaftler erforschen Krankheitsursachen, neue Therapien und das Rückfall-Risiko. Zudem versuchen sie, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der Therapie zu reduzieren.

Die Gruppe konnte die Überlebenschancen von AML-Patienten bereits erheblich verbessern: Heute können 75 Prozent aller Kinder mit AML in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz langfristig überleben. „Das sind die weltweit besten Überlebensraten für Kinder mit AML“, sagt Professor Reinhardt. Noch vor 40 Jahren starben nahezu alle Kinder mit AML. „Damit sich die Überlebenschancen noch steigern, starten wir – voraussichtlich noch dieses Jahr – die von der Deutschen Krebshilfe unterstützte Nachfolgestudie, in der wir individualisierte Behandlungen erarbeiten“, sagt Professor Reinhardt.

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