Monotone Märchen verraten Schluckstörungen

Gefährliche Komplikationen beim Parkinson-Syndrom früh und einfach erkennen

27.05.2013 - Deutschland

Drei von vier Parkinsonpatienten leiden irgendwann an Schluckstörungen, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Zur Früherkennung sind die vorhandenen Untersuchungsmethoden zu aufwändig. Dr. Wenke Grönheit, Neurologin im RUB-Klinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, erprobt eine einfachere Methode. Ein akustischer Sprechtest könnte sich als Screening-Methode eignen, um Schluckstörungen früh zu erkennen und rechtzeitig behandeln zu können. Für ihre Untersuchungen lässt sich Patienten Märchen vorlesen und wertet ihr Sprechen aus. Für ihre Arbeit, über die RUBIN, das Wissenschaftsmagazin der RUB, in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, erhielt sie den Förderpreis der Sophia & Fritz Heinemann-Stiftung.

© RUBIN, Marion Nelle

Dr. Wenke Grönheit behandelt einen Patienten.

Tricks und Training können Komplikationen vermeiden

Schluckstörungen können erst im Verlauf der Parkinson-Erkrankung auftreten, oder auch eines der ersten Symptome sein. Betroffene Patienten sind nicht nur von Mangelernährung bedroht, sondern können durch Verschlucken von Mundinhalt mitsamt Bakterien an Lungenentzündungen erkranken, der häufigsten Todesursache bei Parkinson. Ist die Schluckstörung einmal erkannt, kann man Gegenmaßnahmen ergreifen. Getränke lassen sich z.B. andicken, Speisen pürieren. Manchmal helfen auch schon einfache Tricks wie den Kopf beim Schlucken zur Seite zu drehen. Auch ein bestimmtes Muskeltraining und Medikamente können hilfreich sein.

Enge Verwandtschaft zwischen Schlucken und Sprechen

Bisher konnte man Schluckstörungen nur durch eine endoskopische Untersuchung des Rachens durch die Nase diagnostizieren. Die Ärzte beobachten dabei, ob beim Schlucken Nahrung oder Schleim zurückbleibt. Die Untersuchung ist aber aufwändig, und nicht jeder Neurologe verfügt über die entsprechenden Gerätschaften. Dr. Wenke Grönheit baut auf die enge Verwandtschaft zwischen Schlucken und Sprechen. Da an beiden Vorgängen dieselben Muskelgruppen beteiligt sind, müsste man vom Sprechen Rückschlüsse auf das Schlucken ziehen können, so ihre These.

Sprechtest: Schnelle und einfache Untersuchung in jeder Praxis

Erste Untersuchungen von 300 Parkinsonpatienten in ihrer Dissertation brachten viel versprechende Ergebnisse: Beim Erzählen und Vorlesen fiel auf, dass Patienten nicht nur leiser sprechen als Gesunde, sondern dass auch der Abstand zwischen der höchsten und der tiefsten Silbe be Parkinsonpatienten kleiner ist. Sie sprechen also monotoner. Auch machen sie längere Sprechpausen. Sollen sie einen Ton lange halten, werden sie immer leiser. "Jetzt geht es uns darum, herauszufinden, ob und wie die Ergebnisse des Sprechtests mit denen der Schluckuntersuchung übereinstimmen", erklärt sie den nächsten Schritt. Unterstützt durch das Preisgeld des Heinemann-Preises wird sie in den kommenden Monaten 30 Parkinsonpatienten mit beiden Methoden untersuchen und die Ergebnisse gegenüberstellen. Die Sprechuntersuchung ist einfach und ließe sich auch als Screening regelmäßig durchführen, um Schluckstörungen früh zu erkennen und zu behandeln.

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