Bessere Arzneimittelsicherheit für ältere Patienten

17.04.2013 - Deutschland

Ältere Patienten leider häufig unter mehreren Erkrankungen gleichzeitig. Die behandelnden Ärzte müssen - den aktuellen Therapiestandards entsprechend - eine stattliche Anzahl an Medikamenten verordnen. Doch vertragen sich diese Arzneimittel immer miteinander und mit den anderen Erkrankungen des Patienten? Können die Patienten mit Handicaps des Alters ihre Tabletten überhaupt richtig teilen? Mit all diesen Fragen und vor allem der Entwicklung von Lösungsstrategien beschäftigt sich ein kürzlich gestartetes Projekt des Instituts für Pharmazie der Universität Leipzig unter der Leitung von Professor Thilo Bertsche. Es wird finanziell gefördert von der Lesmüller-Stiftung München, der Apotheker-Stiftung Westfalen-Lippe und der Deutschen Apotheker-Stiftung Berlin.

"Gerade beim älteren Patienten können Arzneimittel nicht nur helfen - sie können auch schaden. Die Klinische Pharmazie möchte im interdisziplinären Verbund dazu beitragen, die Arzneimitteltherapie besonders für Senioren sicherer zu machen", sagt Prof. Bertsche. Der ältere Patient soll im Fokus dieses Projektes der Klinischen Pharmazie Leipzig stehen, um die Arzneimittelsicherheit zu verbessern und schwerwiegende Ereignisse wie Stürze und daraus resultierende Krankenhauseinweisungen noch wirksamer verhindern zu können. Im Rahmen dieses Projektes sollen Lösungsstrategien entwickelt und bedarfsgerecht für den einzelnen Patienten eingesetzt werden. Mit wissenschaftlichen Methoden sollen diese dann daraufhin untersucht werden, was im praktischen Versorgungsalltag wirklich ein langes Leben mit hoher Lebensqualität sichert.

"Die Komplexität der Arzneimitteltherapie beim älteren Patienten erfordert eine besondere Aufmerksamkeit", betont der Experte. Beispielsweise müssten bei zehn gleichzeitig verordneten Wirkstoffen - keine Seltenheit gerade bei älteren Patienten - schon 45 Wirkstoffkombinationen auf Verträglichkeit geprüft werden. Dabei könne das interdisziplinäre Zusammenwirken verschiedener Berufsgruppen nachweislich dazu beitragen, die Patientensicherheit zu erhöhen und den Therapieerfolg zu vergrößern.

Im Rahmen des jetzt bewilligten Projektantrages wollen Klinische Pharmazeuten der Universität Leipzig ihre Expertise rund um das Arzneimittel in bestehende Netzwerke in Leipzig und Sachsen zur besseren Versorgung älterer Patienten einbringen. Vor allem an Schnittstellen vom Krankenhaus in Alten- und Pflegeheime soll ein strukturiertes klinisch-pharmazeutisches Medikationsmanagement helfen, Arzneimittel-bezogene Probleme zu erkennen, bevor sie den Patienten schädigen können. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und dem Pflegedienst sowie Apothekern in der Region Sachsen-Thüringen vorgesehen.

Arzneimittel können Krankheiten heilen oder zumindest lindern. Falsch angewendet führen sie jedoch auch zu vermeidbaren unerwünschten Wirkungen oder das gewünschte Therapieziel wird nicht erreicht. Während der jüngere Patient unerwünschte Effekte noch vergleichsweise gut kompensieren kann, können diese beim älteren Patienten durch Einschränkungen der Ausscheidungsorgane besonders gehäuft und ausgeprägt auftreten. Die mit dem Alter physiologisch abnehmende Leistungsfähigkeit dieser Organe - insbesondere der Nieren - hat Folgen: Substanzen, die auf diese Weise aus dem Körper ausgeschieden werden, müssen in ihrer Dosis angepasst werden. Wird hingegen die "Normaldosis" gegeben, kann dies zu eigentlich vermeidbaren, dosisabhängigen Nebenwirkungen führen. Außerdem beeinträchtigen im Alter zunehmende mentale und körperliche Einschränkungen die Handhabung von Medikamenten. Die komplexe Arzneimitteltherapie des Älteren wirft zudem viele Fragen in Verordnung und Anwendung auf, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden müssen. Dabei spielen auch besondere Applikationswege wie die Gabe über Magensonden oder die physikalisch-chemische Verträglichkeit von intravenösen Zubereitungen eine wichtige Rolle.

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