Krebs-Überlebensraten 20 Jahre nach dem Mauerfall

28.08.2012 - Deutschland

Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung haben sich die Überlebensraten bei Krebs in Ost- und Westdeutschland weitestgehend angeglichen. Dies stellte ein Team von Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und aus elf deutschen Krebsregistern in einer aktuellen Studie fest.

Daten aus den 1970er- und 1980er Jahre belegen, dass Menschen mit Krebs in Westdeutschland deutlich länger überlebten als Betroffene hinter dem Eisernen Vorhang. Betrachtet man den Diagnosezeitraum 1984 bis 1985, so überlebten in der ehemaligen DDR 28 Prozent der Darmkrebspatienten, 46 Prozent der Prostatakrebspatienten sowie 52 Prozent der Brustkrebspatientinnen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Westbürger, die an diesen Krebsarten erkrankt waren, erreichten dagegen bereits zwischen 1979 bis 1983 5-Jahres-Überlebensraten von 44 Prozent, 68 Prozent und 68 Prozent.

Unter der Federführung von Dr. Lina Jansen und Prof. Hermann Brenner aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) untersuchten nun Wissenschaftler des DKFZ und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) erstmals, wie sich die Überlebensraten in Deutschland im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung entwickelt haben. Die neue Studie basiert auf über einer Million Krebsfälle aus den elf deutschen bevölkerungsbezogenen Landeskrebsregistern, die im Untersuchungszeitraum etwa 40 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung abdeckten.

Die Epidemiologen analysierten die Krebsüberlebensraten im Zeitraum 2002 bis 2006. Sie stellten fest, dass sich die 5-Jahres-Überlebensraten bei 20 von 25 untersuchten Krebsarten zwischen Ost und West um weniger als drei Prozent unterscheiden und damit als annähernd identisch betrachtet werden können.

Nur bei Krebs der Mundhöhle, der Speiseröhre und der Gallenblase sowie bei Melanomen erreichten Betroffene in den alten Bundesländern statistisch signifikant höhere 5-Jahres-Überlebensraten. Umgekehrt hatten Bürger der neuen Bundesländer einen kleinen Überlebensvorteil bei Leukämien.

„Die angeglichenen Krebs-Überlebensraten in den alten und neuen Bundesländern demonstrieren, dass das vereinheitlichte Gesundheitssystem vergleichbare Gesundheits-Chancen für Menschen in Ost und West geschaffen hat. Die dramatischen Überlebensunterschiede nach Krebs sind nahezu ausgeglichen, obwohl die ökonomischen Bedingungen nach wie vor unterschiedlich sind“, sagt Hermann Brenner. „Inzwischen ist es aber sinnvoller, den Einfluss sozioökonomischer Unterschiede auf das Krebsüberleben innerhalb einzelner Regionen zu prüfen, als in den überholten Kategorien Ost und West zu denken.“

Originalveröffentlichung

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Heiß, kalt, heiß, kalt -
das ist PCR!