Nischenprodukte: laut Frost & Sullivan eine lukrative Option für Pharma-Riesen

26.03.2009 - Deutschland

Nach Ablauf des Patentschutzes für diverse Blockbuster-Medikamente müssen sich große Pharmafirmen verstärkt mit Generikaherstellern Messen. Um sich dem hohen Wettbewerbsdruck zu entziehen, das Unternehmenswachstum weiter voranzutreiben und die Aktionäre bei der Stange zu halten, sucht man nun nach neuen Strategien. Eine durchaus gangbare Alternative mit erheblichem Potenzial sind hier Nischenprodukte zur Behandlung seltener Krankheiten. So wurden in der Europäischen Union und in anderen Ländern nicht nur Verordnungen und Gesetze verabschiedet, die die Behandlung so genannter „Orphan Diseases“ fördern sollen, man stellt den Herstellern auch Erleichterungen bei Vermarktung und Herstellung in Aussicht.

Entsprechend prognostiziert die Unternehmensberatung Frost & Sullivan dem Europamarkt für Medikamente zur Behandlung seltener Krankheiten ein Umsatzwachstum von 16,48 Milliarden US-Dollar im Jahr 2008 auf 27,09 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015. Die Studie umfasst die Sektoren Gaucher-Krankheit und pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) in Europa.

„Der zunehmende Konkurrenzdruck von Seiten der Generika-Produzenten veranlasst einige Pharmagiganten dazu, Übernahmen und Zusammenschlüsse mit kleinen Biotech-Unternehmen anzustreben“, erläutert Shabeer Hussain, Programme Leader bei Frost & Sullivan. „Damit steht dem Markt eine Konsolidierungswelle bevor. Das ist auch insofern realistisch, als es kleinen Biotech-Firmen häufig an den nötigen finanziellen Mitteln mangelt, um die Entwicklung neuer Therapien und Technologien voranzutreiben. Ein Zusammenschluss mit einem größeren Player bedeutet in diesem Fall auch eine erhebliche Erweiterung der F&E-Möglichkeiten.“

Der Blick auf den Europamarkt offenbart diverse Herausforderungen für die Hersteller von Orphan Drugs. Am meisten haben die Anbieter mit dem mangelnden Bewusstsein, der schwierigen Diagnosesituation sowie mit der eingeschränkten Verfügbarkeit entsprechender Medikamente zu kämpfen. „Gerade im letzten Punkt besteht das Problem darin, dass sich die Gesetzgebung in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten teilweise erheblich unterscheidet – und das schadet dem Markt“, sagt Hussain. „Abhilfe könnte hier eine EU-weite Harmonisierung der Zulassungsverfahren wie auch der Preispolitik schaffen.“

„Um eine transparente und schnelle Zulassung für Orphan Drugs zu gewährleisten, sollten die EU-Gesundheitsminister den regelmäßigen Austausch zwischen Betroffenen, Selbsthilfegruppen und Branchenvertretern anregen“, sagt Hussain abschließend.

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