Woher stammt der Honig, von welcher Rinderrasse das Filet?
Das Etikett und der Begleitschein zeigen zwar an, woher ein Produkt stammt. In Zweifelsfällen erscheint es jedoch sinnvoll, wenn man die Herkunft am Produkt selbst ablesen und nachweisen kann. Darüber hinaus schreckt eine sichere Nachweismethode vor Verfälschung ab und kann somit als Präventivmaßnahme angesehen werden.
Wissenschaftler der Abteilung Lebensmittelsicherheit am BfR haben im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln „Trace“ gezeigt, dass die geografische Herkunft von Honig mit molekularbiologischen Methoden prinzipiell bestimmt werden kann. Ausgangspunkt ist dabei das Pollenprofil im Produkt. Denn die Zusammensetzung der Pollen aus der lokalen Flora, von deren Blüten die Bienen den Nektar sammeln, ist typisch für eine geografische Lage und schlägt sich im daraus gewonnenen Honig nieder. Zunächst bestimmten die BfR-Wissenschaftler das typische Pollenprofil der Flora auf Korsika mit molekularbiologischen Methoden und legten es als geografischen DNA-Fingerabdruck in einer Datenbank ab. Dann ermittelten sie den DNA-Fingerabdruck der Pollen aus verschiedenen Honigproben. Die Untersuchungen zeigten, dass man mit diesem Ansatz auf dem richtigen Weg ist, zuverlässig und schnell den geografischen Ursprung des Honigs nachweisen zu können.
Ähnliche Methoden wurden von spanischen Forschern für die Bestimmung der Herkunft von Thunfischstücken in der Dose entwickelt. Hier ging es darum, den teuren weißen Thunfisch mittels molekularbiologischen Techniken wie der polymerasen Kettenreaktion PCR vom preiswerteren Bonito zu unterscheiden. Doch die modernen molekularbiologischen Methoden können noch mehr. Italienischen Forschern gelang es, im Filet nachzuweisen, von welcher Rinderrasse es gewonnen wurde. Auch der Nachweis, ob das Bioprodukt tatsächlich aus ökologischem Anbau stammt oder nicht, wird schon bald auf diese Weise schnell und zuverlässig erbracht werden.
Im Workshop wurde festgestellt, dass der exakte Nachweis der Tierspezies in Proben aus Futtermitteln, die einen hohen Verarbeitungsgrad aufweisen (unter hohem Druck hocherhitzt hergestellt, fein zerkleinert etc.) ein Problem darstellt. Hier ist eine weitere Methodenentwicklung unter anderem auch durch das Nationale Referenzlabor für tierisches Protein in Futtermitteln am BfR erforderlich.
Neben der Entwicklung solcher molekularer Nachweismethoden verfolgt das Projekt „Trace“ aber noch ein zweites Ziel. Parallel wird eine Datenbank aufgebaut, in der die molekularen Nachweisverfahren und Fingerabdrücke von Lebensmitteln sortiert nach geografischer und biologischer Herkunft abgelegt werden. Den Überwachungsbehörden und der Industrie soll sie später zur Verfügung stehen, wenn es um Fragen des Herkunftsnachweises und der Produktidentität geht. Das Europäische Forschungsprojekt, an dem 54 wissenschaftliche Einrichtungen und Firmen aus der EU beteiligt sind, endet 2009.