Diagnostica-Industrie trotz Wirtschaftskrise zuversichtlich

06.01.2009 - Deutschland

In der Diagnostica-Industrie ist von der pessimistischen Stimmung, die derzeit viele Wirtschaftsbranchen prägt, bisher wenig zu spüren. Dies geht aus der jährlichen Mitgliederbefragung des Verbands der Diagnostica-Industrie (VDGH) hervor. Knapp die Hälfte der Firmenleitungen prognostiziert für ihr Unternehmen eine unveränderte wirtschaftliche Lage, teilte VDGH-Geschäftsführer Dierk Meyer-Lüerßen in Frankfurt mit. 21,3 Prozent erwarten eine bessere wirtschaftliche Entwicklung, 8,5 Prozent sogar eine deutlich bessere Entwicklung als im Jahr 2008.

Diese positive Stimmung spiegelt sich auch in den Umsatzprognosen wider: 29,8 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit gleich bleibenden Erlösen, 63 Prozent erwarten laut der von Mitte November bis Mitte Dezember durchgeführten Befragung steigende Umsätze und nur 6,4 Prozent Umsatzrückgänge. 2008 hat die Branche in Deutschland mit Diagnosesystemen und Reagenzien für das ärztliche Labor nach vorläufigen Berechnungen einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielt.

Im Jahr 2009 erwarten die Firmen Wachstumsimpulse vor allem durch Labortests, die in der Apotheke direkt gekauft werden können. Gut 70 Prozent aller in diesem OTC-Markt tätigen Unternehmen rechnen hier mit einem teilweise deutlich besseren Geschäft.

Verhaltener ist dagegen die Prognose für das Geschäft mit den gesetzlichen Krankenkassen, betont Meyer-Lüerßen. Hier erwarteten 41,5 Prozent der Unternehmen eine Stagnation, während sich die Zahl der Firmen, die von wachsenden beziehungsweise schrumpfenden Umsätzen ausgehen, mit jeweils rund 30 Prozent in etwa die Waage halten.

Günstig wird auch die Gewinnentwicklung eingeschätzt: 37 Prozent der Firmen gehen von gleich bleibenden Gewinnen aus, während 21,7 Prozent ein leichtes Gewinnwachstum und 17,4 Prozent deutliche Gewinnsteigerungen von über fünf Prozent erwarten.

Dieser Optimismus schlägt auch auf die Personal- und Investitionsplanung durch: 42,6 Prozent der Firmen wollen im Jahr 2009 zusätzliches Personal einstellen. Nur 6,4 Prozent rechnen mit Personalabbau. Damit trägt der mittelständisch geprägte Industriezweig - 85 Prozent der Firmen haben bis zu 200 Mitarbeiter - zu einer Stabilisierung des Arbeitsmarktes bei. Insgesamt bot die Branche im zurückliegenden Jahr rund 21.000 Arbeitsplätze.

Ähnlich positiv sieht es bei den Investitionen und den Forschungsausgaben aus: 20 Prozent wollen ihre Investitionen im Vergleich zum Jahr 2008 erhöhen, über 60 Prozent gleich lassen und nur 17 Prozent der Firmen gaben an, sie senken zu wollen. Rund 30 Prozent der in Deutschland forschenden Firmen planen, ihre Forschungsausgaben zu erhöhen, über 60 Prozent sie gleich hoch zu lassen und lediglich 6,5 Prozent sie zu reduzieren.

Der Grund für die unverändert hohen Forschungsanstrengungen liegt nach Auffassung des VDGH auf der Hand: Die Firmen erwirtschaften gerade mit neu entwickelten Diagnosesystemen und Reagenzien erhebliche Umsatzanteile. Jedes fünfte Unternehmen gab an, mit Produkten, die maximal drei Jahre auf dem Markt sind, ein Drittel ihrer Umsätze zu erzielen. Bei knapp der Hälfte der Firmen machen neue Produkte immerhin bis zu zehn Prozent am Umsatz aus.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland wird von den Managern ambivalent beurteilt: Einerseits loben sie den hohen Standard der klinischen Forschung, andererseits beklagen sie das langwierige und bürokratische Aufnahmeverfahren neuer Tests in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, wodurch Kassenpatienten oft lange auf innovative Testverfahren warten müssten und was den Firmen die Planung erschwert. Auch macht den Firmen offenbar der Druck auf die Diagnostica-Preise in Deutschland zu schaffen, den 30 Prozent als Hemmnis für die Entwicklung der Labordiagnostik empfinden.

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