Erlanger Mediziner züchten Zellen aus Nabelschnurblut

Goldmedaille der Union of European Neonatal and Perinatal Societies (UENPS) für Forscher aus der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen

23.12.2008 - Deutschland

Prof. Dr. Holm Schneider, Leiter der Molekularen Pädiatrie, gelang zusammen mit Dr. Jung Park und weiteren Mitarbeitern der Nachweis, dass sich aus Nabelschnurblut Knochen-, Knorpel-, Skelettmuskel- und Herzmuskelzellen züchten lassen.

Uniklinikum Erlangen

Prof. Dr. Holm Schneider bei der Untersuchung von markierten Stammzellen.

"Diese Zellen könnten z. B. für den Verschluss von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, der häufigsten angeborenen Fehlbildung, genutzt werden. Ersatzgewebe aus dem eigenen Nabelschnurblut würde betroffenen Kindern zusätzliche Operationen ersparen", sagte Prof. Schneider. "Die Aufbewahrung von Nabelschnurblut bietet zudem die einmalige Chance, diesen lebendigen Rohstoff für die Medizin der Zukunft zu bergen."

In mehrjähriger Forschungsarbeit am Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin lieferte die Erlanger Forschergruppe überzeugende Beweise, dass Nabelschnurblut auch so genannte mesenchymale Stammzellen enthält. Diese Stammzellen ließen sich anhand charakteristischer Oberflächenmarker isolieren, im gewünschten Ausmaß vermehren und in Knochen-, Knorpel-, Skelettmuskel- und Herzmuskelzellen differenzieren. "Da sie ohne Risiko für Mutter und Kind aus dem Abfallprodukt Nabelschnurblut gewonnen und wegen ihres geringen biologischen Alters als besonders hochwertig angesehen werden, gilt diesen Stammzellen ein wachsendes Interesse der regenerativen Medizin", erläutert Prof. Schneider. Seit längerem schon werden Stammzellen aus Nabelschnurblut erfolgreich zur Therapie von Blutkrebs eingesetzt. Nach Ansicht des Experten könnten sie künftig aber auch in der Behandlung von Volkskrankheiten wie koronarer Herzkrankheit, Arthrose oder Parkinson eine wichtige Rolle spielen. Die Forschergruppe an der Kinderklinik untersucht außerdem, ob bestimmte Zellen aus dem Nabelschnurblut zur Verringerung von Hirnschäden beitragen können, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt entstehen. Viele weitere medizinische Anwendungsmöglichkeiten zeichnen sich ab; die Palette reicht von Organverletzungen nach Unfällen bis hin zum Schlaganfall.

Für seine Forschungsarbeit erhielt Prof. Schneider jetzt den 1. Preis und die Goldmedaille der UENPS auf dem Internationalen Kongress der Union of European Neonatal and Perinatal Societies in Rom. Der Arbeitstitel hieß "Strengthening the link between perinatology and regenerative medicine: Differentiation of CD133(+) cord blood stem cells into mesenchymal lineages by cell-cell contacts with mesenchymal cells".

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