430.000 Euro EU-Förderung für Leipziger Hirnforscher

10.12.2008 - Deutschland

Die Arbeitsgruppe von PD Dr. Steffen Roßner vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig erhält in den kommenden vier Jahren im Rahmen des neurowissenschaftlichen Verbundprojekts "NEUROPRO" eine Zuwendung der Europäischen Kommission in Höhe von 430.000 Euro. Im Fokus der Forscher steht das Enzym Prolyloligopeptidase (POP), dem eine wichtige Rolle bei physiologischen Prozessen im Gehirn, aber auch bei der Entstehung von Erkrankungen des Nervensystems zugesprochen wird.

Universität Leipzig

Verteilung des Enzyms Prolyloligopeptidase (rot markiert) in Nervenzellen

Bisher war bekannt, dass die Prolyloligopeptidase Überträgerstoffe zwischen zwei Neuronen, sogannte Transmitter wie Peptidhormone und Neuropeptide, spaltet. Dadurch werden diese Stoffe an den Kontaktstellen zwischen zwei Neuronen, den Synapsen, inaktiviert und ihre biologische Wirkung wird unterbunden. Neuere Untersuchungen zeigten allerdings, dass das Enzym seine Aktivität auch direkt in den Nervenzellkörpern entfaltet und z. B. am Transport und der Freisetzung von Peptiden beteiligt ist. Diese und weitere neue Funktionen des Enzyms sollen mit gentechnischen, pharmakologischen und biophysikalischen Methoden untersucht werden.

Die Identifizierung von neuen Substraten der POP und von beteiligten Signalkaskaden in den Nervenzellkörpern sollen zum besseren Verständnis der physiologischen Funktionen der POP im gesunden Gehirn beitragen. Dieser Themenkreis wird von Dr. Roßner als Teilprojektleiter koordiniert. Seine Arbeitsgruppe will außerdem untersuchen, welche Bedeutung POP bei der Entstehung und im Verlauf von neurodegenerativen Erkrankungen hat - beispielsweise bei Alzheimer und Parkinson.

Der Verbund plant die Entwicklung neuer Zellkultur- und Tiermodelle, die Aspekte der neurodegenerativen Erkrankungen widerspiegeln. Außerdem sollen neuartige Stoffe gefunden werden, die das POP-Enzym spezifisch hemmen. Zum Ende der Förderung sollen diese Inhibitoren in präklinischen Studien zur Behandlung von Alzheimer und Parkinson getestet werden. Am Vorhaben, das mit insgesamt 4,8 Millionen Euro gefördert und von Dr. John Creemers von der Katholieke Universiteit of Leuven koordiniert wird, sind auch universitäre Forschergruppen aus Belgien, England, Estland, Ungarn und Finnland sowie Biotechnologie-Unternehmen beteiligt.

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