Wissenschaftlicher Nachwuchspreis für herausragende Immunologie-Forschung
privat
Forschungsschwerpunkt von Falk Nimmerjahn sind Antikörper und deren Bedeutung für die Entstehung von Autoimmunkrankheiten. Normalerweise erkennen Antikörper zerstörerische Mikroorganismen wie Bakterien und Viren und schützen den Körper so vor Krankheitserregern. Kommt es jedoch zu einer Fehlsteuerung im Immunsystem, kann dies dazu führen, dass die Antikörper gesundes Gewebe angreifen. So werden sie zu so genannten Autoantikörpern, die im schlimmsten Fall Autoimmunerkrankungen wie Arthritis oder Multiple Sklerose auslösen.
Prof. Nimmerjahn und sein Team fanden heraus, dass die An- oder Abwesenheit bestimmter Zuckermoleküle über die zerstörerische Aktivität von Autoantikörpern entscheidet. Denn neben Eiweißbausteinen enthalten Antikörper auch Zuckerseitenketten, die maßgeblich dazu beitragen, dass die Antikörpermoleküle funktionieren. Die Zuckerseitenketten bestehen aus mehreren Zuckerresten, z. B. Sialinsäure und Galaktose. In Experimenten an Mäusen wiesen die Wissenschaftler nach, dass insbesondere Sialinsäurereste bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten eine Schlüsselfunktion spielen: Fehlen diese Zuckerreste an den Antikörpern, verstärkt dies ihr zerstörerisches Potenzial. Dabei reagieren sie mit bestimmten zellulären Rezeptoren, so genannten Fc-Rezeptoren. Das sind Membranproteine, die auf die Bindung unterschiedlicher Antikörper-Subtypen spezialisiert sind und auf einer Vielzahl von Zelltypen, wie etwa Fresszellen, vorkommen. Die Bindung von Autoantikörpern an diese Rezeptoren führt dann zu einer Zellaktivierung und damit zur Entstehung einer Entzündung. Bei Autoimmunpatienten (z. B. bei rheumatoider Arthritis) treten diese sialinsäurefreien Autoantikörper stark gehäuft auf, was eine Erklärung für deren entzündliche Wirkung sein könnte. Aus den Erkenntnissen von Falk Nimmerjahn und seinem Team ergeben sich neue Möglichkeiten für die Therapie von Autoimmunerkrankungen: Zum einen könnte die Interaktion der selbstreaktiven Antikörper mit Fc-Rezeptoren blockiert werden, zum anderen könnten Veränderungen in den Zuckerresten dieser Antikörper einen Therapieansatz liefern.
Neben Projekten, die sich mit grundlegenden Fragen der Aktivierung des Immunsystems beschäftigen, sind weitere Forschungsschwerpunkte von Prof. Nimmerjahn die Optimierung der Anwendung von Antikörpern in der Tumortherapie und die Entwicklung von neuen Modellsystemen in denen die Komplexität des menschlichen Immunsystems besser abgebildet wird.
Falk Nimmerjahn (Jahrgang 1972) absolvierte sein Biologie-Studium in Bayreuth und Erlangen. Seine Doktorarbeit fertigte er zu einem immunologischen Thema am Institut für Klinische Molekularbiologie und Tumorgenetik des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit GmbH an. Nach einer kurzen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am gleichen Institut arbeitete Dr. Nimmerjahn von 2004 bis 2007 als Postdoktorand im Labor der Rockefeller-Universität in New York. Seit Februar 2007 ist er Inhaber der W2-Professur für Experimentelle Immunologie und Immuntherapie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seitdem ist er auch Visiting Professor im Labor für Molekulare Genetik und Immunologie der Rockefeller-Universität in New York. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. a. den Doktorandenpreis der GSF (2003) und den BD Prize for excellent research der European Macrophage and Dendritic Cell Society (2008).
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Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
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