Bundesverdienstkreuz für Dr. Gudrun Erzgräber bei Verabschiedung in den Ruhestand
Bucher Biotechnologiepark zu einem der größten in Deutschland aufgebaut
In seiner Rede sagte Prof. Ganten: "Dr. Erzgräber hat mit großem Engagement und persönlicher Vorbildwirkung ihre Erfahrungen aus der Arbeit in den früheren Instituten der Akademie der Wissenschaften der DDR für den Aufbau des Campus Berlin-Buch in der Zeit nach der Wiedervereinigung eingebracht. Mit Tatkraft und klugem Management hat sie den Campus Berlin-Buch zu einem der größten und dynamischsten Biotechnologieparks in Deutschland aufgebaut. Es ist wesentlich auch das Verdienst von Dr. Erzgräber, dass das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin in einer Studie kürzlich feststellen konnte, dass die Verbindung von medizinischer Grundlagenforschung, klinischer Anwendung und wirtschaftlicher Nutzung der Ergebnisse ganz wesentlich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und hoher Wertschöpfung in Berlin-Buch, aber auch für ganz Berlin beigetragen hat".
Dr. Erzgräber hatte 1992 nach der Wende zunächst das Management des Campus Berlin-Buch übernommen, bevor sie 1996 Geschäftsführerin der kurz zuvor gegründeten BBB GmbH wurde. Gesellschafter der BBB GmbH sind neben dem MDC die Bayer Schering Pharma AG und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP). Darüber hinaus engagierte sich Dr. Erzgräber auch für die regionale Entwicklung von Berlin-Buch zum Gesundheitsstandort.
66 Millionen Fördermittel für die Biotechnologie
In der Zeit von 1992 bis 2007 war es Dr. Erzgräber gelungen, 66 Millionen Euro an Fördermitteln für die Entwicklung des Campus von Bund, Land und der Europäischen Union einzuwerben. Davon kamen 49 Millionen Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GA) und aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE). Sie gründete einen Biotechnologiepark mit einem Innovations- und Gründerzentrum mit einer Fläche von insgesamt 26 000 Quadratmetern, zu dem vier Neubauten für die Biotechnologie gehören. Sie sorgte auch für die Sanierung bestehender Gebäude und die Einrichtung des "Gläsernen Labors", eines Gentechniklabors, in dem die breite Öffentlichkeit sich über Genforschung informieren kann. Im Zuge des Auf- und Ausbaus erhielt der Campus auch eine moderne Infrastruktur. Für die Qualifizierung von nahezu 300 Mitarbeitern konnten weitere 19 Millionen Euro eingeworben werden, davon elf Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Seit 1995 haben außerdem die Firmen mit 183 Millionen Euro erhebliche Investitionen auf dem Campus getätigt.
450 Millionen Euro für den ganzen Campus
In den Campus Berlin-Buch mit Biotechnologiebereich und Grundlagenforschung von MDC und FMP flossen von 1992 bis 2007 insgesamt 450 Millionen Euro. Auf dem Campus mit Biotechnologiepark, Grundlagenforschung und klinischer Forschung der Charité arbeiten derzeit über 2 200 Menschen.
Der Aufbau des Biotechnologieparks auf dem Campus Berlin-Buch geht zurück auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrats, des Beratungsgremiums für Bund und Länder, der 1991 die Zentralinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) evaluiert hatte, darunter auch die drei Institute in Berlin-Buch. Aus den drei Bucher Instituten wurde 1992 das MDC gegründet.
Von der Physik ins Management
Dr. Erzgräber wurde am 22. Mai 1939 in Eberswalde geboren. 1958 begann sie an der Humboldt-Universität zu Berlin ein Physikstudium und wechselte später an die Technische Universität Dresden, um Kernphysik zu studieren. Zusätzlich studierte sie Ingenieurpädagogik. Ab 1964 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Strahlenschutz im Zentralinstitut für Kernforschung der AdW in Rossendorf bei Dresden und kam 1968 nach Berlin-Buch an das Zentralinstitut für Molekularbiologie (ZIM).
In Russland baute sie von 1976 bis 1983 im Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna ein strahlenbiologisches Labor auf. In Obninsk lernte sie den russischen Genetiker Nikolaj Vladimirovich Timoféeff-Ressovsky kennen, der Ende der 20er Jahre bis 1945 in Berlin-Buch am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung gearbeitet und mit Max Delbrück, dem Namensgeber des MDC, und Karl Günter Zimmer 1935 eine für die Genetik wegweisende Publikation veröffentlicht hatte. Zurück in Berlin wurde sie 1984 Leiterin des Wissenschaftlichen Sekretariats des Direktors des ZIM, 1987 stellvertretender Direktor und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der neugegründeten Abteilung Strahlenbiologie am Bucher Zentralinstitut für Krebsforschung.
"Doppelspitze" für die BBB GmbH
Mit Dr. Mätzold und Dr. Scheller wird die BBB GmbH künftig eine "Doppelspitze" erhalten. "Es bedarf zweier Männer, um diese Frau zu ersetzen", meinte Dr. Scheller dazu. Dr. Mätzold, geboren am 4. Juni 1949 in Geithain/Sachsen, studierte von 1970 bis 1975 "Internationale Beziehungen" an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam Babelsberg und war danach bis 1985 im DDR-Außenministerium im Bereich Internationale Wirtschaftsorganisationen tätig. Von 1980 bis 1984 war er Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der DDR bei den Vereinten Nationen (UN) in New York, USA, studierte anschließend Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1989. Anschließend ging er bis 1990 zur Ständigen Vertretung der DDR bei der UN in Europa nach Genf, Schweiz. Nach der Wende war er Mitgesellschafter und Projektleiter der "SMB Gewerbeentwicklung" in Jena, ging 1992 nach Potsdam zur Gesellschaft für Infrastruktur und Wirtschaftsentwicklung und ist seit 2000 bei der BBB GmbH tätig.
Dr. Ulrich Scheller wurde am 12. Juli 1964 in Grimma, Sachsen geboren. Von 1983 bis 1988 studierte er an der Universität Charkow, Ukraine, Biochemie, wo er auch sein Diplom erhielt. Seine Diplomarbeit schrieb er von 1987 bis 1988 am Allunions-Herz-Kreislauf-Forschungsinstitut in Moskau, Sowjetunion. Danach war er bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mikrobiologie der Universität Leipzig und arbeitete anschließend bis 1991 am ZIM. Nach der Wende war er von 1992 bis 1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am MDC und ging nach seiner Promotion mit einem Forschungsstipendium der Leopoldina für ein Jahr an das Max-Planck-Institut für Biophysik nach Frankfurt/Main. Von 1997 bis 1999 baute er als Projektleiter das "Gläserne Labor" der BBB GmbH auf und wurde 2000 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Campus. Diese Arbeit wird er neben seiner neuen Tätigkeit in der BBB-Geschäftsführung weiter innehaben.