Markierte Gene - programmierte Zellen

400 Experten beim Mosbacher Kolloquium zum Thema "Epigenetik"

25.03.2008

Ob in der Embryonalentwicklung, bei der Gewebebildung oder der Anpassung an veränderte Bedingungen: Im Leben von Mensch und Tier ist es entscheidend, dass zur richtigen Zeit jeweils die die richtigen Gene an- oder abgeschaltet werden. Ein Weg, zelluläre Genaktivitäten langfristig zu steuern, sind reversible Markierungen am Erbmaterial, die auf Tochterzellen und manchmal auch auf Tochterorganismen erblich übertragen werden können. Mit biochemischen Prozessen dieser Art und ihrer Funktion befasst sich die junge Wissenschaft der Epigenetik. Sie steht im Mittelpunkt der Tagung "Epigenetics - Molecular Principles and Mechanisms", zu der sich von 27. bis 29. März mehr als 400 Wissenschaftler aus aller Welt im badischen Mosbach versammeln. Veranstalter ist die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM).

"Im Gegensatz zu genetischen Veränderungen, den Mutationen, die ja ebenfalls erblich übertragbar sind und die Genaktivität beeinflussen können, sind epigenetische Veränderungen umkehrbar", erklärt Mario Noyer-Weidner, einer der wissenschaftlichen Organisatoren des Kolloquiums. "Sie können gelöscht beziehungsweise reetabliert werden."

Diese "metastabile" Programmierung der Gen-Aktivität ist entscheidend für die geordnete Entwicklung komplexer Organismen. Ohne sie wäre das Heranwachsen einer befruchteten Eizelle zu einem Lebewesen mit unterschiedlichen Zellen undenkbar. Aber auch der ausgereifte Körper ist auf funktionierende epigenetische Steuerung angewiesen: "Störungen der epigenetischen Kontrolle können beispielsweise zu Krebserkrankungen führen", sagt Noyer-Weidner. "Die Epigenetik hat eine zentrale Bedeutung in der Stammzell- und Reproduktionsbiologie. Außerdem haben epigenetische Kontrollebenen eine wichtige Rolle als Mittler zwischen umweltbedingten Einflüssen und deren genetischer Interpretation."

Um die biologische Markierung von Genen und epigenetische Steuerungs-Mechanismen den Wissenschaftlern unter Schlagworten wie "DNA-Methylierung" oder "Chromatinmodulation" geläufig - drehen sich insgesamt 25 Vorträge an den zweieinhalb Konferenztagen. Führende Stanmzellforscher wie Rudolf Jaenisch vom Massachussetts Institute of Technology in den USA sowie Hans Schöler aus Münster zählen zu den prominenten Gästen. Ein besonderer Höhepunkt wird die Verleihung der Otto-Warburg-Medaille sein, der höchsten in Deutschland vergebenen Auszeichnung für Biochemiker.

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