Neue Ära in der Zellforschung: Kieler Unternehmen entwickelt wegweisende Alternative zur Stammzelltherapie

10.03.2008

Mitte März soll im Bundestag über eine Änderung des Stammzellgesetzes in Deutschland abgestimmt werden. Dabei könnten die Gegensätze in der Debatte um die embryonale Stammzellforschung größer nicht sein: Befürworter fordern eine vollständige Liberalisierung der Stammzellforschung, Gegner sind für ein generelles Verbot der Nutzung menschlicher Stammzellen, die aus Embryonen hergestellt werden. Während der Bundestag über eine neue Regelung streitet, hat die Blasticon Biotechnologische Forschung GmbH den Durchbruch in der Zellforschung geschafft: Blasticon verfügt über eine patentgeschützte Technologie, auf deren Basis Monozyten (ausgereifte weiße Blutkörperchen) aus entnommenem Venenblut in Zellen mit programmierbaren Eigenschaften, vergleichbar denen von Stammzellen, zurückgeführt und zu unterschiedlichen funktionsfähigen Zellen für vielseitige Anwendungen in Diagnostik und Therapie differenziert werden können.

"Wir arbeiten mit mononukleären Zellen, die einfach aus dem Blut gewonnen werden können", sagt Prof. Dr. med. Fred Fändrich, Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, und Gründer des Unternehmens. "Nach unserem patentgeschützten Verfahren können wir diese programmierbaren Zellen im zweiten Schritt in die gewünschte Zielzelle 'umprogrammieren': z. B. in Leber-, Muskelzellen oder Langerhans'sche Inselzellen der Bauchspeicheldrüse." Die therapeutischen Möglichkeiten liegen darin, fehlerhafte oder fehlende Zellen zu ersetzen (regenerative Medizin) oder Zellen zu produzieren, die das Immunsystem regulieren."

Die "umprogrammierten" Zellen können als Diagnostika oder für therapeutische Zwecke gleichermaßen eingesetzt werden. Zu den therapeutischen Hauptindikationen gehören entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Diabetes, Rheuma, Herzinfarkt, Lebererkrankungen sowie Nieren- und Lebertransplantationen. Die Therapeutika von Blasticon befinden sich großteils in fortgeschrittenen präklinischen oder klinischen Phasen der Entwicklung.

Die diagnostische Anwendung der In-vitro-Akut-Toxizitätstests "NeoHeps" kann zeitnah am Markt eingeführt werden, sobald "NeoHeps" als Prüfzelle für akute Toxizitätstests erfolgreich von der Europäischen Union (EU) validiert wurde. Von besonderer Bedeutung ist dabei das am 1. Juni 2007 in Kraft getretene REACH-Programm. Eine große Herausforderung für viele Industrien: Ob Shampoos, Küchenartikel, Computer, Fernseher, Möbel, Kleidung - durch die Umsetzung von REACH sollen über 30.000 bekannte Chemikalien erneut auf ihre toxische Unbedenklichkeit getestet werden. Neue chemische Substanzen (New Chemical Entities) müssen zudem mit dem REACH-Test-Regime geprüft werden. Schätzungen zufolge sind hierbei jährlich rund 3.500 Tests erforderlich. Bislang hat Blasticons "NeoHeps"-Testsystem im Rahmen der Prüfverfahren der EU alle bisher durchgeführten Tests bestanden und konnte sich damit einen deutlichen Marktvorsprung sichern. Außerdem können "NeoHeps" der pharmazeutische Industrie erheblich von Nutzen sein, etwa bei der Überprüfung von Medikamenten auf ihre Wirksamkeit und unerwünschte Nebenwirkungen.

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