Einnahme von Tamiflu (Oseltamivir) erhöht Überlebenschancen von Vogelgrippe-Patienten
Ärzte aus den am schlimmsten von der tödlichen (durch das Influenzavirus H5N1 ausgelösten) Vogelgrippe betroffenen Ländern berichteten von einer höheren Überlebensrate bei Patienten, die mit dem oral verabreichten Antivirusmittel Tamiflu (Oseltamivir) behandelt worden sind. Diese Daten stützen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, von der Tamiflu als einziges Antivirusmittel eine starke Empfehlung zur Behandlung von mit dem H5N1-Virus infizierten Personen erhalten hatte. Der Bericht dieser Ärzte wurde diese Woche auf dem "International Symposium on Respiratory Viral Infections" (ISRVI) in Singapur vorgestellt.
Laut WHO hat das H5N1-Virus bereits 234 Menschen in 12 Ländern getötet. Tamiflu ist das einzige antivirale Medikament, das zur Behandlung von H5N1-Infektionen auch bei Menschen und ausserhalb des Labors eingesetzt worden ist. Dem Bericht zufolge überlebten in Indonesien 22 von 119 H5N1-infizierten Menschen - eine Gesamtüberlebensrate von 18 Prozent.
33 Patienten, die kein Tamiflu erhalten hatten, starben an den Folgen der H5N1-Infektion. Tamiflu wurde 86 Patienten verabreicht, deren Gesamtüberlebensrate bei 26 Prozent lag. Offensichtlich hat die Zeit, die zwischen Ausbruch der Krankheit und Behandlungsbeginn liegt, einen Einfluss auf die Überlebenschance. Von den 2 Patienten, die innerhalb von 24 Stunden nach Ausbruch der Krankheit Tamiflu erhielten, haben beide überlebt. 55 Prozent der Patienten (6 von 11), denen das Medikament innerhalb von vier Tagen verabreicht wurde, überlebten. Patienten, die Tamiflu innerhalb von sechs Tagen eingenommen hatten, überlebten mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent (13 von 37). Die Überlebensrate derjenigen, die das Mittel mehr als 6 Tage nach Ausbruch der Krankheit erhalten hatten, lag bei 18 Prozent, es überlebten 9 von 49 Patienten. Ebenfalls vorgestellt wurden neue Daten von 8 vietnamesischen, mit H5N1 infizierten Patienten. Alle 8 Patienten erhielten Tamiflu. Allerdings begaben sich alle 8 Patienten erst nach mehr als 5 Tagen nach Ausbruch der Krankheit ins Krankenhaus. Nur 3 der 8 Patienten überlebten, was erneut die These erhärtet, dass die Wirksamkeit der Tamiflu-Behandlung sinkt, wenn die Patienten den Wirkstoff erst später im Krankheitsverlauf erhalten. Bei 2 Patienten, bei denen aufgrund der Schwere der Erkrankung eine orale Einnahme nicht möglich war, verabreichten die Ärzte den Wirkstoff über eine Magensonde. Der Wirkstoff wurde gut absorbiert; ebenso konnte eine Reduzierung der H5N1-Virentiter bei diesen Patienten verzeichnet werden.
Diese klinischen Befunde werden durch neue Tierversuchsergebnisse gestützt, die ebenfalls auf der ISRVI vorgestellt wurden. Diese zeigen, dass die Behandlung mit Oseltamivir wirksam gegen H5N1-Influenzaviren verschiedener Stämme/Unterstämme ist. Allerdings wurden für pathogenere H5N1-Viren höhere Dosen benötigt.
Roche hat verschiedene Forschungsinitiativen zur Untersuchung des Einsatzes von Tamiflu gegen das sich entwickelnde H5N1-Vogelgrippevirus durchgeführt, darunter auch gemeinsame Projekte mit den National Institutes of Health (NIH), dem Southeast Asia Influenza Clinical Trials Research Network und anderen Forschungseinrichtungen.
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