Die Verlockungen des Immunsystems: Wie sich Abwehrzellen bewegen

Erste Peter Hans Hofschneider Stiftungsprofessur für Molekulare Medizin geht an Dr. Michael Sixt vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried

19.02.2008 - Deutschland

Kaum hat sich ein Mensch mit einem Erreger infiziert, arbeitet das Immunsystem schon auf Hochtouren: In kürzester Zeit produziert es Millionen von Abwehrzellen, die den Eindringling erkennen und beseitigen. Wie aber schafft es der Körper, Abwehrzellen zu bilden, die genau zu dem jeweiligen Erreger passen? Und wie bewegen sie sich dann durch den Körper? Den Antworten auf solche Fragen ist der Mediziner Michael Sixt vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried auf der Spur. Für seine Arbeiten wird er nun mit der ersten Peter Hans Hofschneider Stiftungsprofessur ausgezeichnet.

MPI für Biochemie, Michael Sixt

Dendritische Zelle, die sich von rechts nach links bewegt. Fluoreszenzmikroskopisch dargestellt ist Myosin II, dasjenige Protein, das die Kontraktion des Zytoskeletts bewirkt. Die verschiedenen Zeitpunkte des Bewegungsverlaufes sind farbkodiert und übereinandergelagert

Sixt und seine Mitarbeiter konzentrieren sich besonders auf dendritische Zellen - die Detektive des Immunsystems, die alle Körperoberflächen von innen und außen besiedeln. Sobald sie einen Eindringling aufgespürt, gefressen und zerkleinert haben, wandern sie über die Lymphbahnen in den Lymphknoten. Dort präsentieren sie anderen Zellen des Immunsystem (T-Zellen) die gefressenen Eiweißbruchstücke des Erregers. Das Problem: Unter Milliarden verschiedener T-Zellen passen nur einige wenige zu einem bestimmten Erreger. Die Lösung des Problems ist Geschwindigkeit: Die Zellen schwärmen rasend schnell umher und tasten sich gegenseitig ab. Findet sich die passende T-Zelle für den Eindringling, wird die Zelle zur Teilung angeregt. Ihre Nachkommen werden dann millionenfach in den Blutkreislauf freigesetzt und von dort zurück in das infizierte Gewebe transportiert.

Michael Sixt studiert die Bewegungen der Immunzellen "live" unter dem Mikroskop. Ihn interessiert vor allem, wie ihr Wanderungsverhalten gesteuert wird. Dabei spielen bestimmte Botenstoffe (Chemokine) eine besondere Rolle. Sie können dendritische Zellen und T-Zellen anlocken und ihre Geschwindigkeit und Wanderungsrichtung koordinieren. Sixt fand bereits heraus, wie die Chemokine die Immunzellen verformen und schließlich in Bewegung versetzen, damit diese schnell und effizient ihre Wege im Immunsystem zurücklegen können.

Die Peter Hans Hofschneider Stiftungsprofessur wird Michael Sixt jetzt eine Verlängerung seiner Forschungsarbeit am Max-Planck-Institut für Biochemie ermöglichen. Für die kommenden 3 Jahre ist die Finanzierung seiner Forschung gesichert, mit der Aussicht auf Verlängerung um weitere 2 Jahre. Mit der Auszeichnung sind nicht nur das eigene Gehalt des Wissenschaftlers, sondern auch eine zusätzliche Doktorandenstelle und Sachmittel verbunden.

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