Pharmaindustrie: Chancen auf internationalen Märkten

19.12.2007

Rund neun Prozent Umsatzzuwachs konnte die Pharmabranche noch im ersten Halbjahr präsentieren, im dritten Quartal fielen die Umsatzraten der führenden Pharma-Konzerne mit gut fünf Prozent deutlich schwächer aus. Mit Pfizer, Glaxo-Smithkline und Novartis wiesen im abgelaufenen Quartal drei Topkonzerne sogar Umsatzrückgänge aus. Das Marktforschungsunternehmen IMS Health rechnet damit, dass die Umsätze der Branche im kommenden Jahr weltweit nur um fünf bis sechs Prozent zulegen, gegenüber sechs bis sieben Prozent im Gesamtjahr 2007. Für die USA wird für 2008 ein Plus von vier Prozent erwartet und damit den schwächsten Zuwachs seit mehreren Jahrzehnten (Handelsblatt, 2.11.07).

Wie die Pharmaindustrie sich diesen Herausforderungen stellt und welche Strategien die Branche entwickelt, um international bestehen zu können, diskutieren Vertreter der Pharmaindustrie, Krankenkassen und Verbände auf der 13. Handelsblatt Jahrestagung "Pharma 2008" (20. und 21. Februar 2008, Frankfurt). Weitere Schwerpunkt-Themen sind die Kosten-Nutzenbewertung, neue Vertriebsstrategie für die Pharmaindustrie, die Auswirkungen der Rabattverträge sowie die Veränderungen im Apothekenmarkt.

Der Umsatz der Pharmaindustrie wird sich Studien zufolge bis 2020 auf weltweit rund 1,3 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln. Schrittmacher dieser Entwicklung sind vor allem der demographische Wandel und der Wirtschaftsaufschwung in den so genannten E7-Ländern (China, Indien, Brasilien, Russland, Indonesien, Mexiko und die Türkei). Über den Druck des steigenden Wettbewerbs, zunehmende Regulierung und die Pharmabranche im internationalen Umfeld diskutieren auf der "Pharma 2008" folgende Referenten: Dr. Jorgo Chatzimarkakis (MdEP, Mitglied im EU-Arzneimittel-Forum), Henning Fahrenkamp (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie), Dr. Elia Napolitano (Ernst & Young) und Konstantin von Alvensleben (UCB, Schwarz Pharma Deutschland).

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, hält die von ihm verhandelten Rabattverträge für ein Übergangsmodell auf dem Weg zu direkten Preisvereinbarungen zwischen Herstellern und Kassen sowie kassenspezifischen Positivlisten. Schon in der kommenden Legislaturperiode werde die aktuelle "Umbruchsituation" durch neue Maßnahmen ersetzt, sagte er auf der Handelsblatt-Veranstaltung "Health" in Berlin. Derzeit könnten mit Hilfe der Rabattverträge Ressourcen erschlossen werden, um die hohe Ausgabensteigerung bei den innovativen Präparaten abzufangen. Solange allerdings die Zuständigkeiten ungeklärt sind, bleibt für Apotheker derzeit die Lage schwierig: Nach welchen Rabattverträgen die Apotheker im kommenden Jahr Medikamente abgeben dürfen oder müssen, ist noch längst nicht geklärt.

Inwieweit Rabattverträge als Allheilmittel zur Kostensenkung im Gesundheitswesen dienen, diskutieren auf der Handelsblatt Jahrestagung Wilfried Jacobs (AOK Rheinland/Hamburg) mit Teva-Chef Michael Ewers mit Dr. Johannes Vöcking (Barmer Ersatzkasse), Hermann Hofmann (Pro Generika) und Dr. Ulrich Vorderwülbecke (Verband Forschender Arzneimittelhersteller). Lediglich für 22 Wirkstoffe konnte die verhandlungsführende AOK Baden-Württemberg bislang neue Verträge abschließen. Für weitere 61 ausgeschriebene Wirkstoffe wurden noch keine Zuschläge erteilt. Bereits Anfang November hatte die Vergabekammer bei der Bezirksregierung Düsseldorf Rabattverträge über 40 Wirkstoffe gestoppt. Mit einer ähnlichen Entscheidung der zweiten Vergabekammer des Bundes in Bonn erlitt die AOK einen weiteren Rückschlag. Nur über die verbliebenen 22 Wirkstoffe, die in keinem Verfahren beanstandet wurden, hat die AOK inzwischen Rabattverträge mit 30 Herstellern geschlossen. (apotheke-adhoc.de, 11.12.2007)

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