Forschende Arzneimittelhersteller legen "Prognose 2002" vor

18.12.2001

Berlin (VFA). "Klare und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen sind die Voraussetzungen für einen starken Pharmastandort Deutschland. Es wird sich noch erweisen, dass der regulatorische Aktionismus des Jahres 2001 die überfällige Gesundheitsstrukturreform eher behindern als befördern wird", erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), heute in Berlin bei der Vorstellung der "Prognose 2002", einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des VFA. Dem Verband gehören 44 forschende Arzneimittelhersteller an. Auf sie entfallen etwa zwei Drittel des Umsatzes auf dem deutschen Arzneimittelmarkt und mehr als 80 Prozent des Exports.

Nur noch knapp 70 Prozent der VFA-Mitgliedsunternehmen (69,7 Prozent) erwarten mindestens leicht wachsende Umsätze in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten noch nahezu 90 Prozent (87,1 Prozent) hierzulande mit Steigerungen gerechnet. Für 2002 rechnet sogar jedes fünfte Unternehmen (21,2 Prozent) mit einem Umsatzrückgang. Im vergangenen Jahr waren nur 6,5 Prozent der Firmen so pessimistisch. Dagegen erwarten mehr als die Hälfte der Unternehmen (55,6 Prozent) für das kommende Jahr erneut eine Steigerung beim Exportgeschäft.

Zwei Drittel der Unternehmen (64,7 Prozent) rechnen mit rückläufigen Preisen. Im vergangenen Jahr waren dies nur 37,1 Prozent. Fast die Hälfte (41,7 Prozent) erwartet sogar deutliche Preisrückgänge. Das ist eine mehr als sechsfache Steigerung gegenüber den 6,3 Prozent, die für das Jahr 2001 mit deutlichen Preissenkungen gerechnet hatten.

Die VFA-Hauptgeschäftsführerin verwies darauf, dass die Sparmaßnahmen sich auch auf die Beschäftigtensituation im nächsten Jahr auswirken würden. Fast ein Drittel (31,4 Prozent) der Unternehmen geht von einem Rückgang ihrer Beschäftigtenzahl aus. Das ist mehr als eine Verdoppelung des Wertes vom Vorjahr (15,2 Prozent). Lediglich 28,1 Prozent (Vorjahr: 36,4 Prozent) planen eine weitere Aufstockung der Arbeitsplätze.

"Wer Reformen ankündigt, aber nicht sagt, wie sie aussehen sollen, schafft Planungsunsicherheit", kritisierte Yzer. So habe bei den Firmen die Absicht, die FuE-Aufwendungen in Deutschland zu erhöhen, "signifikant nachgelassen". Der Anteil der Unternehmen, die die FuE-Aufwendungen hierzulande steigern wollen, ist von 74,2 Prozent im Vorjahr auf 41,9 Prozent gesunken. Die Hälfte der Unternehmen plant, die Aufwendungen konstant zu halten. Dagegen ist die Tendenz, die FuE-Ausgaben im Ausland zu erhöhen, bei den VFA-Mitgliedsun-ternehmen ungebrochen: 81,5 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 84,6 Prozent) äußerten diese Absicht. Im nächsten Jahr werde sich der Wettbewerb der Forschungsstandorte dadurch weiter zu ungunsten Deutschlands verschieben.

Auch bei der bio- und gentechnologischen Forschung verliere der Standort Deutschland Boden: Nur noch gut ein Drittel (36,4 Prozent) - gegenüber 57,1 Prozent im Vorjahr - wollen der Umfrage zufolge ihre Forschungsaufwendungen in Deutschland erhöhen. Dagegen planen drei Viertel (76,2 Prozent) der Unternehmen (Vorjahr: 73,9 Prozent), ihr Forschungsengagement in diesen Technologien im Ausland zu verstärken. "Das ist umso bedenklicher, da der Biotech-Standort Deutschland nach seinem Dornröschenschlaf bis in die 90er Jahre deutlich an Fahrt gewonnen hat und in die internationale Spitzengruppe aufgerückt ist. Diese positive Entwicklung darf die Politik jetzt nicht gefährden", bekräftigte Yzer und forderte in diesem Zusammenhang erneut eine zügige Umsetzung der EG-Biopatentrichtlinie ohne Abstriche in deutsches Recht.

Trotz eingeschränkter Umsatzaussichten im Inland setzen die forschenden Arzneimittelhersteller auch 2002 weiter auf Innovationen. Für das kommende Jahr ist die Markteinführung von 60 neuen Präparaten geplant. "Darunter sind 25 Präparate mit neuen chemisch definierten Wirkstoffen und sieben gentechnisch erzeugte Innovationen", erläuterte Yzer.

Der Schwerpunkt der geplanten Neueinführungen liegt bei neuen Therapiemöglichkeiten für die großen Gesundheitsprobleme und Volkskrankheiten. Mehr als die Hälfte der Innovationen ist in den Bereichen Zentralnervensystem, Atemwege, Infektionen und Hauterkrankungen zu erwarten. Dazu gehören insbesondere Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, Schizophrenie, Asthma, Dermatitis und die Schmerztherapie. Auch zur Behandlung von bakteriellen und Virus-Infektionen, Osteoporosen und onkologischen Erkrankungen sind weitere Neueinführungen geplant.

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