Deutsche und indische Biotech-Unternehmen auf Tuchfühlung in Würzburg
Der Name Mini-Expo war fast schon zu bescheiden gewählt. Immerhin handelte es sich bei der Veranstaltung, die vom 10. bis 12. Juni 2007 im Congress Centrum Würzburg stattfand, um die erste deutsche Partnering-Messe für die Biomedizin- und Biotechnologie-Branche aus Indien und Deutschland. Und dafür kann sich die Resonanz durchaus sehen lassen: Von europäischer Seite nahmen 26 deutsche und eine Schweizer Firma an der Kooperations-Börse teil. Aus Indien entsandten 18 Unternehmen ihre Vertreter, darunter Marktgrößen wie die Bharat Biotech International Ltd. aus Hyderabad, die zu den weltweit führenden Herstellern von Impfstoffen zählt.
Indien sucht Märkten in Europa
"Die indische Biotech-Branche interessiert sich stark für den europäischen und speziell den deutschen Markt, nicht zuletzt, um Alternativen zu den USA aufzubauen," erläuterte Prof. Jörg Hacker vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Universität Würzburg und Mitorganisator der Mini-Expo. Entsprechend erfreut über das Zustandekommen der Würzburger Kooperationsbörse zeigte sich auch sein indischer Counterpart, Prof. Seyed E. Hasnain vom Center für DNA Fingerprinting and Diagnostics der Universität in Hyderabad.
Dass sich Indien als Kooperationspartner mittlerweile auf ein starkes eigenes Potenzial stützen kann, untermauern die Marktbeobachtungen von Prof. Axel Kleemann. Nach Angaben des Hanauer Biotechnologie-Experten ist die indische Pharmaindustrie in den vergangenen 30 Jahren von "quasi bedeutungslos" zum mengenmäßig viertgrößten Medikamenthersteller der Welt aufgestiegen. Derzeit liegen die Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Laut einer aktuellen McKinsey-Prognose wird der Pharma-Markt in Indien von momentan jährlich acht Milliarden auf 25 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 anwachsen. Auch der Biotech-Sektor wird dieses Wachstum mitmachen. Er lag im Jahr 2005 bei etwa 1,5 Milliarden US-Dollar und soll bis zum Jahr 2010 fünf Milliarden Dollar erreichen. Kleemann: "Indien ist auf dem besten Weg, zu einem neuen, globalen Zentrum der Pharma-Industrie zu werden - und dies sogar noch vor der Volksrepublik China."
Die deutsch-indische Wissenschaftskooperation hat eine lange Tradition. Eine der treibenden Kräfte auf deutscher Seite hierbei ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Prof. Christian Streffer, der beim BMBF die deutsch-indischen Kooperationsbemühungen koordiniert, unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung von Partnering-Messen wie der Würzburger Mini-Expo: "Wir haben mit Workshops in Indien sehr gute Erfahrungen gemacht. Aus den bei diesen Veranstaltungen geschlossenen persönlichen Kontakten sind schon einige erfolgreiche Projekte hervorgegangen."
IGLO als Organisator
Persönliche Kontakte waren es auch, die die Partnering-Messe nach Würzburg brachten. Der langjährige, gute Austausch zwischen dem Zentrum für Infektionsforschung der Universität Würzburg und der Universität in Hyderabad führten im Jahr 2005 zur Gründung des Indo-German Liaison Office (IGLO), das sich der Kooperationsanbahnung zwischen indischen und deutschen Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie und Biomedizin verschrieben hat. "Aus vielen Gesprächen mit Firmen und Institutionen in Indien und Deutschland wurde der Bedarf nach einer solchen spezifischen Veranstaltung deutlich," sagte IGLO-Geschäftsführer Dr. Abdul Salam Khan.
Unterstützung vom Innovations- und Gründerzentrum
Mit seiner Veranstaltungsidee traf er in Würzburg auf offene Ohren. "Da Würzburg in der biomedizinischen Forschung in Deutschland in der ersten Liga spielt und zudem eine ganze Reihe innovativer Biotechnologie-Unternehmen aufzuweisen hat, war hier das richtige Umfeld für eine solche Messe-Premiere gegeben", sagte Klaus Walther, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie und -medizin (IGZ) in Würzburg. Natürlich war die Veranstaltung auch ein sehr gute Gelegenheit, den deutschen und ausländischen Gästen die modernen Infrastruktureinrichtungen des IGZ zu präsentieren. Offenbar mit Erfolg, denn bereits zwei indische Unternehmen bekundeten noch während der Messetage Interesse, hier Räume für ihre Arbeiten anmieten zu wollen. Neben den Einführungsvorträgen und Impulsreferaten der teilnehmenden Unternehmen zu ihren jeweiligen Leistungsportfolios ließ der Terminplan der Mini-Expo reichlich Zeit für so genannte "One-to-One Meetings" zwischen den teilnehmenden Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die allgemein als sehr konstruktiv gewertet wurden.
Indische Gesundheitsministerin vor Ort
Von indischer Seite zusätzlich in ihrer Bedeutung unterstrichen wurde die First BioMed-BioTech-Partnering Mini-Expo durch den Besuch der Staatsministerin für Gesundheit und Familie, Shrimati Panabaka Lakshmi. Sie ließ sich die Geschäfts- und Forschungsfelder der teilnehmenden Unternehmen erläutern und trug sich ins Goldene Buch der Stadt Würzburg ein. Nachdem die Resonanz auf die Pilot-Veranstaltung die Erwartungen der Veranstalter deutlich übertroffen hat, laufen jetzt bereits Überlegungen zu einer Fortsetzung. Hauptorganisator Dr. Abdul Salam Khan: "Wir könnten uns zum Beispiel sehr gut vorstellen, die Mini-Expo jährlich alternierend in Würzburg und Hyderabad abzuhalten. Das Interesse vor Ort ist auf jeden Fall sehr hoch."