Mehr Sicherheit für Leukämiepatienten nach Blutstammzelltransplantation

Medizinische Hochschule Hannover entwickelte mit der mosaiques diagnostics & therapeutics AG eine Frühdiagnostik für Graft versus Host Disease

30.03.2007

Bei Leukämie ist eine Blutstammzelltransplantation oft die einzige Rettung für diese Patienten. Der Eingriff ist riskant und mit erheblichen Kosten verbunden. Zunächst zerstört eine hoch dosierte Chemotherapie alle sich schnell teilenden Zellen, vornehmlich die Tumorzellen, aber auch die Stammzellen des blutbildenden Systems. Die sofortige Versorgung mit gesunden Blutstammzellen von einem geeigneten Spender ist danach überlebenswichtig.

Die Kosten belaufen sich hierbei auf 100.000 bis 150.000 Euro pro Patient; treten Komplikationen auf, dann steigen die Kosten auf das Zwei- bis Dreifache. Diese Behandlungskosten müssten, wenn es nach einer Studie des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) geht, in naher Zukunft nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Nach Ansicht des IQWiG gäbe es keinen wissenschaftlichen Beleg für den Nutzen und die Überlegenheit von Blutstammzelltransplantationen gegenüber einer Chemotherapie bei Erwachsenen. Über die Konsequenzen dieser Studie entscheidet im April der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen festlegt. Folgt der Ausschuss der Studie, dann wird die lebensrettende Blutstammzelltransplantation für den erwachsenen Patienten unbezahlbar.

Ein sinnvolle Maßnahme, die Gesamtkosten für die Blutstammzelltransplantation in einem weiterhin finanzierbaren Rahmen zu halten, ist die frühzeitige Erkennung von Komplikationen, wie beispielsweise der GvHD (Graft versus Host Disease = Spender gegen Empfänger Krankheit). In über der Hälfte der Transplantationsfälle erkennen die Immunzellen des Transplantats (graft) die gesunden Zellen des Empfängers (host) als fremd und attackieren diese. Die schnelle Einleitung von therapeutischen Maßnahmen ist für den Patienten überlebenswichtig, doch die Diagnose ist oft schwierig, da die Symptome mehrdeutig und denen von Entzündungen ähnlich sind. Die eindeutige, rasche und frühe Diagnose der GvHD erlaubt die frühzeitige Entscheidung für eine Therapie und kann so schwere Organschädigungen verringern und hierdurch die Kosten einschränken und vermeiden helfen.

Jetzt haben Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover, unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Eva Mischak-Weissinger, in Zusammenarbeit mit der mosaiques diagnostics & therapeutics AG, eine von ihnen etablierte Früherkennungsmethode weiter verfeinert. In einer internationalen, geblindeten, multizentrischen und von der Deutschen Jose Carreras Leukämiestiftung und dem Land Niedersachsen geförderten Studie an 141 Patienten belegten sie den Wert ihrer auf klinischer Proteomanalyse beruhenden Methode. Mit dem Verfahren lassen sich Komplikationen, wie die GvHD, im Mittel bis zu 7 Tage früher diagnostizieren und vorbeugen. Darüber hinaus kann der Erfolg der eingeleiteten Therapie mit dieser Methode überwacht werden.

Originalveröffentlichung: "Proteomic patterns predict acute graft-versus-host disease after allogeneic hematopoietic stem cell transplantation."; Blood 2007.

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