Immun gegen Alzheimer?

Internationales Konsortium unter Beteiligung der Philipps-Universität Marburg erhält hohe EU-Förderung

02.02.2007

Neurologen der Philipps-Universität Marburg sind an einem internationalen Konsortium beteiligt, das binnen drei Jahren einen neuartigen Alzheimer-Impfstoff entwickeln will und von der Europäischen Union nun mit 2,4 Millionen Euro gefördert wird. Das Konsortium namens MimoVax, an dem mit der TU München eine weitere deutsche Institution beteiligt ist, wird von der Wiener Affiris GmbH koordiniert, das gemeinsam mit Partnern weitere 2 Millionen Euro in das Vorhaben investiert. Leiter des Marburger Teilprojekts ist Dr. Richard Dodel, Professor am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg und Ko-Direktor an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg, Standort Marburg.

Die Alzheimer-Krankheit wird durch die Bildung und Ablagerung von Beta-Amyloid an Nervenzellen im Gehirn verursacht, es entstehen so genannte Amyloid-Plaques. Beta-Amyloide bestehen aus kleinen Bruchstücken (so genannten Peptiden, also kurzen Eiweißketten) eines größeren Proteins, dem so genannten Amyloid-Präkursor-Protein (APP), die sich als Angriffspunkte für Therapien eignen. Kürzlich wurden erste Versuche mit einer aktiven Immunisierung mit Amyloid-Peptiden durchgeführt.

"Die erste bisher durchgeführte Alzheimer-Vakzinierung endete allerdings in einer überschießenden Immunreaktion", erklärt der Neurologe Dodel. Eine weltweite Studie der klinischen Phase II zeigte, dass eine Impfung mit dem Beta-Amyloid Aß zu starken Entzündungsreaktionen im Gehirn führt (Neuroinflammation) und unter anderem bewirkt, dass sich zerstörerische T-Zellen ("Killerzellen") im Gehirn ausbreiten.

Ziel des MimoVax-Projekts ist nun die Anwendung einer von Affiris entwickelten Technologie, um mit einer neuartigen Impfung seltene, besonders schädliche Formen des plaquebildenden Beta-Amyloids Aß zu reduzieren.Gleichzeitig wird vermieden, dass es zu einer Aktivierung von T-Zellen kommt. Ziel ist, neben dieser aktiven Immunisierung, im Rahmen derer der Organismus eigene Antikörper entwickelt, auch die Möglichkeit der passiven Immunisierung zu untersuchen.

Das zweite wichtige Thema der Marburger Forscher ist die Verringerung der Neuroinflammation im Zentralen Nervensystem. Nachgewiesen werden soll diese anhand der Aktivität der Microgliazellen. Diese "Fresszellen" beseitigen normalerweise die Reste entzündeten Gewebes - wenn ihre Aktivität nachlässt, kann also auch auf einen Rückgang der Entzündungsprozesse im Gehirn geschlossen werden.

Erste Ergebnisse in der Therapie von Patienten erwartet das auf drei Jahre angelegte MimoVax-Projekt im Jahr 2009. Dann soll die neue Technologie in einer klinischen Studie der Phase I eingesetzt werden.

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