Biotech-Börsengänge 2006 Mangelware in Deutschland
(dpa-AFX) In der Biotech-Branche zeichnet sich laut Einschätzung von Experten in Deutschland nach einem sehr verhaltenem Jahr auch 2006 keine Trendwende bei den Börsengängen ab. "Es gibt zwar Firmen, die bereits ihre Börsenpläne in der Schublade liegen haben, aber wir rechnen nicht mit einer Trendwende", sagte Julia Schüler, von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young bei Vorstellung des diesjährigen Biotech-Report. Dies liege auch an der geringeren Risikobereitschaft in Deutschland und der im internationalen Vergleich mit rund zehn Jahren noch recht jungen Branche.
Im vergangenen Jahr wagten sich mit Paion und Jerini in Deutschland lediglich zwei Unternehmen aus der Branche an die Börse. Paion hatte vor seinem Börsendebüt im Februar 2005 die Bookbuilding-Spanne wegen schleppender Nachfrage auf 8 bis 14 Euro nach unten erweitern müssen und kam letztendlich zu 8 Euro an den Markt. Das Berliner Biotech-Unternehmen Jerini rutschte bei der Erstnotiz unter den Ausgabepreis von 3,20 Euro und wird mittlerweile bei 4,30 Euro gehandelt. Derzeit gelten Wilex (München) und Biofrontera (Leverkusen) als potenzielle Börsenaspiranten.
Nach Aussage von Christian Lach, Mitglied des Management-Teams der Biotech-Fondsgesellschaft BB Biotech favorisieren Investoren wegen des geringeren Risikos Börsengängen von Unternehmen mit Wirkstoffkandidaten in späten klinischen Phase. In der Regel müssen Wirkstoffe vor ihrer Zulassung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden drei klinische Phasen durchlaufen. Die Chance, dass ein Produkt auf den Markt kommt und damit einmal Umsätze generiert, steigt mit dem Fortgang der klinischen Erprobung. So liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wirkstoff aus der Phase III einmal als Medikament auf den Markt kommt bei rund 90 Prozent.
2005 konnte die Branche nach Aussage der Experten bei der Finanzierung punkten. "Nach wie vor konzentrieren sich die Investoren jedoch auf reifere Unternehmen mit attraktiven Produktentwicklungen", sagte Julia Schüler. Insgesamt wurden 489 Millionen Euro (plus 15%) an Eigenkapital über Risikokapitalfinanzierungen, Kapitalerhöhungen bei bereits börsennotierten Unternehmen und durch Börsengänge eingenommen. Dies sei das drittbeste Finanzierungsergebnis seit dem Boomjahr 2000 mit 1,373 Milliarden Euro.
Bei der Finanzierung über Wagniskapital (Venture Capital) verzeichnete Ernst & Young einen Anstieg um 38 Prozent auf 326 Millionen Euro. Während die Finanzierungsrunden für die nicht börsennotierten Unternehmen stark abnahmen, stieg das durchschnittliche Volumen der Finanzspritzen auf 8,6 Millionen Euro (VJ: 7,15) und erreichte damit eine Rekordhöhe, sagte Schüler. "Innerhalb Europas liegt die Branche damit erstmals auf Platz eins vor der britischen Biotech-Industrie, die 257 Millionen Euro einsammeln konnte."
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Branche in Deutschland einen leichten Umsatzanstieg von 824 Millionen auf 832 Millionen Euro. Der Verlust erhöhte sich um sechs Prozent auf 568 Millionen Euro. Dabei ist die Zahl der Unternehmen, die profitabel arbeiten von 27 Prozent im Jahr 2004 im Vorjahr auf 30 Prozent gestiegen. Von den 375 deutschen Biotech-Unternehmen (Daten basieren auf Antworten von 202 Unternehmen) sind mit MediGene, MorphoSys, GPC Biotech insgesamt 14 börsennotiert. 2005 gingen in Deutschland 11 Unternehmen in die Insolvenz oder wurden aufgelöst (VJ: 29). Nach nur vier Fusionen und Übernahmen in 2004 gewannen diese im Vorjahr mit einem Anstieg auf 17 deutlich an Bedeutung.
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