Zellen aus dem Chip
Die Herstellung künstlicher Zellen beschäftigt die Bio- und Nanotechnologie schon seit einigen Jahren. Wissenschaft und Industrie setzen große Erwartungen in sie: Künstliche Zellen könnten als Bioreaktoren den klimaneutralen Energieträger Wasserstoff in Massen produzieren oder als eine Art Taxi medizinische Wirkstoffe gezielt zu kranken Zellen bringen.
Doch um in einer Zelle etwas produzieren oder transportieren zu können, braucht sie erst mal eine geeignete Hülle, die Zellmembran. Sie muss flexibel und doch stabil sein, wie eine Haut das Innere schützen, aber gleichzeitig durchlässig sein für Nähr- oder Wirkstoffe und Wasser. Diese Aufgabe hat die Natur mit einer Doppelschicht aus Lipiden gelöst. Die künstliche Erzeugung von Zellmembranen auf Lipid-Basis ist jedoch schwierig, für die Massenproduktion waren bisherige Ansätze eher ungeeignet. Einen neuen und kostengünstigen Weg haben Wissenschaftler des ISAS - Institute for Analytical Sciences entdeckt. Wie sie in der englischen Zeitschrift "Lab on a Chip" berichten, können sie mit Hilfe eines Mikrochips Zellmembranen in beliebig großer Zahl herstellen.
Der Chip besteht aus drei übereinander liegenden Ebenen, in der oberen und unteren Ebene haben die Forscher winzige Kanäle, in der mittleren ebenso winzige Löcher angebracht. Gefüllt mit Wasser und Lipiden, funktioniert das ganze im Prinzip wie eine Seifenblasen-Maschine, nur statt Seifenblasen produziert der Chip Zellen. Außer der Möglichkeit zur Massenproduktion bietet die Methode noch weitere Vorteile, so lässt sich beispielsweise die gewünschte Größe der Zellen vorher genau definieren.
Die Mikrochip-Methode kann jedoch noch etwas: Bei geringeren Druckunterschieden zwischen der oberen und unteren Ebene entstehen keine Bläschen, sondern Schläuche. Die Zell-Schläuche haben bei einem Durchmesser von drei Mikrometer eine Länge von bis zu anderthalb Zentimetern. Das ist ungefähr so, als könnte ein 30 Zentimeter dickes und anderthalb Kilometer langes Rohr in einem Stück hergestellt werden. Zudem drehen sich die Schläuche manchmal auf wie Kordeln; warum sie das tun, können die Wissenschaftler im Moment noch nicht erklären.
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