Kieler Zoologen gelingt Transformation von Stammzellen in Süßwasserpolypen
Die Entdeckung erscheint am 21. März in der jüngsten Ausgabe der "Proceedings" der amerikanischen Akademie der Wissenschaften. Der Zoologe Professor Thomas Bosch und seine Mitarbeiter Jörg Wittlieb, Dr. Konstantin Khalturin von der Universität Kiel sowie Dr. Jan Lohmann vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen eröffnen der Forschung damit die Möglichkeit, in einfachen Organismen völlig neue Analysewege zu gehen. Zum einen können diese genetisch markierten Stammzellen, die jetzt zum Beispiel grün fluoreszieren, dazu dienen, in den vollkommen durchsichtigen Polypen eingehend zu studieren, wohin die Zellen wandern und wie sie sich differenzieren. So konnten die Kieler Zoologen schon zeigen, dass diese Zellen aktiv in neu sich bildende Körperstrukturen - wie die Knospe der Polypen - einwandern und dadurch deren Aufbau ermöglichen.
Ferner können die veränderten Stammzellen gezielt dazu gebracht werden, beliebige Gene zu einem beliebigen Zeitpunkt an einem beliebigen Ort im Körper "anzuschalten". Wenn die so aktivierten Gene wichtig sind, erwartet man erhebliche Auswirkungen auf den Organismus. Daraus lassen sich dann wichtige Schlussfolgerungen bezüglich der Funktion der betreffenden Gene ziehen.
Darüber hinaus können sich die veränderten Stammzellen des Polypen Hydra nun auch als Bioreaktor dienen: Sie produzieren tierische oder menschliche Eiweißmoleküle, beispielsweise antibakterielle Peptide, die in der Forschung gebraucht werden.
"Für mich ist das auch persönlich ein wunderbares Resultat", bekennt Bosch, "weil ich bereits 1985 als junger Postdoc in den USA begonnen habe, daran zu arbeiten. Diese Funktionalisierung von Stammzellen, ihre gezielte Steuerung und der Einsatz als Instrument wird die Forschung ein ganzes Stück voranbringen. Da Hydra viele der Gene besitzt, die auch im menschlichen Körper für die Entwicklung und auch zur Abwehr von Krankheitskeimen eingesetzt werden, erlauben die neuen transgenen Stammzellen jetzt Funktionsuntersuchungen, die in komplizierteren Organismen und auch beim Menschen so leicht nicht möglich sind. Und ethisch unbedenklich sind Arbeiten an den Stammzellen niedriger Lebewesen allemal."
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