Wenn sich der Körper mit den eigenen Waffen schlägt: Neuer SFB untersucht Regulation des Immunsystems

05.12.2005

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat an der Universität Bonn einen neuen Sonderforschungsbereich bewilligt. Darin untersuchen Mediziner, Biologen, Chemiker und Chemie-Informatiker gemeinsam, wie der Körper die Immunantwort im Gewebe reguliert, so dass er sich nicht mit seinen eigenen Waffen schlägt. Rund 6,9 Millionen Euro fließen dafür in den nächsten vier Jahren an die Bonner Hochschule.

Professor Dr. Waldemar Kolanus, Direktor des Instituts für Molekulare Physiologie und Entwicklungsbiologie, ist Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs "Molekulare Mechanismen und chemische Modulation der lokalen Immunregulation", den die DFG jetzt bewilligt hat. Die beteiligten Wissenschaftler untersuchen, wie der Körper die Immunantwort reguliert. Ihr Interesse richtet sich dabei vor allem auf die "Antigen-präsentierenden Zellen" - das sind spezielle Fresszellen, die Krankheitserreger verdauen und danach Bruchstücke des Erregers auf ihrer Oberfläche zur Schau stellen. Mit diesem molekularen Fahndungsposter zeigen sie dem Abwehrsystem: "Das ist der Feind, den wir bekämpfen müssen!" Auf ihren chemischen Startschuss hin produziert der Körper dann ein Heer von Immunzellen, die sich genau gegen dieses präsentierte Bruchstück richten. Mitunter sind in diesem Heer aber auch Zellen, die Freund und Feind nicht genügend exakt zu unterscheiden wissen. "Die meisten dieser autoreaktiven Zellen werden abgetötet, aber nicht alle", erklärt Kolanus. "Die Immunantwort kann daher auch den eigenen Körper schädigen."

Normalerweise fährt der Körper die Immunantwort deshalb schnell wieder herunter, sobald der Eindringling besiegt ist. Dieser Schritt scheint aber bei Allergien und Autoimmunkrankheiten nicht zu funktionieren: Stattdessen wenden sich die Immunzellen gegen körpereigene Strukturen und lösen lang anhaltende Entzündungsreaktionen aus. Augenscheinlich funktioniert die Kommunikation zwischen den verschiedenen Teilen des Immunsystems nicht richtig.

In Deutschland ist Immunologie meist eine Domäne der Mediziner und Biologen. Umso erstaunlicher, dass an dem Bonner SFB auch Chemiker und Chemie-Informatiker mitarbeiten - eine erfolgversprechende Konstellation, glaubt Kolanus: "Gerade die interdisziplinäre Zusammenarbeit gibt uns eine gute Chance, der Lösung dieser Frage in den nächsten vier Jahren ein gutes Stück näher zu kommen. Ein wichtiger Meilenstein in dieser Strategie ist der jetzt begonnene Neubau des LIMES (Life and Medical Sciences)-Zentrums, in dem Gruppen des neuen SFBs gemeinsam über diese Thematik forschen und lehren werden."

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