Mutationen bringen Krankheitsgene ans Licht
GSF-Wissenschaftler koordiniert weltweit größtes Projekt zur Funktionsaufklärung von Krankheitsgenen
Das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit spielt hierbei eine führende Rolle: Professor Wolfgang Wurst, Direktor des GSF-Instituts für Entwicklungsgenetik, ist Koordinator von EUCOMM, für das die EU in ihrem sechsten Forschungsrahmenprogramm insgesamt 13 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Am Freitag, den 14. Oktober 2005 erfolgt der Startschuss für dieses ehrgeizige Projekt.
Im Rahmen von EUCOMM werden die Mausgene durch zwei verschiedene Methoden inaktiviert: Durch konditionales "gene trapping" und "gene targeting". Beim "gene trapping" werden Gene durch zufällig verteilte Mutationen ausgeschaltet, beim "gene targeting" hingegen gezielt verändert. 'Konditional' bedeutet, dass die Mutationen zu definierten Zeitpunkten und in definierten Geweben erzeugt werden können. Professor Wurst gehört zu den weltweit führenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet. Im Rahmen von EUCOMM wird seine Arbeitsgruppe mutierte embryonale Mausstammzellen mithilfe beider Mutagenesemethoden erstellen.
Die mutierten embryonalen Mausstammzellen werden in einer Bibliothek archiviert, auf die Wissenschaftler über eine Datenbank weltweit freien Zugriff haben werden. Die archivierten Stammzellen werden erlauben, Mausmutanten in jedem geeigneten Labor kosteneffektiv und standardisiert zu erstellen, so dass die Auswirkungen defekter Gene - insbesondere in Hinblick auf menschliche Krankheiten - direkt am lebenden Organismus untersucht werden können. Auch die Entwicklung neuer Therapien und Medikamente kann so preiswerter und schneller vorangetrieben werden.
Mit EUCOMM fördert die EU die zur Zeit weltweit größte Plattform zur Mutagenese des Mausgenoms. Europa ist auf dem Gebiet der funktionellen Mausgenomik weltweit führend und spielt international bei der Erforschung der genetischen Ursachen menschlicher Krankheiten eine tragende Rolle. Ergänzend zu EUCOMM startet ein kanadisches Forschungsprojekt (NorCOMM), und auch die US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) planen ein ähnliches Forschungsprogramm (KOMP). International arbeiten sowohl die betreffenden Wissenschaftler als auch die verschiedenen Geldgeber eng zusammen, um sich bestmöglich zu ergänzen und Überschneidungen zu vermeiden. Letztlich sollen möglichst alle Gene des Mausgenoms durch Mutationen inaktiviert werden. "Wir planen, dieses ehrgeizige Ziel zusammen mit den Amerikanern innerhalb der nächsten 3-5 Jahre zu erreichen", erklärt Wurst.
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