BBC: Forscher dürfen Embryo mit Genen zweier Mütter erzeugen

14.09.2005

(dpa) - Britische Wissenschaftler wollen einen menschlichen Embryo erzeugen, der Erbmaterial von einem Mann und zwei Frauen haben wird. Ein Team der Universität Newcastle hat die Erlaubnis der Zulassungsbehörde für künstliche Befruchtung und Embryologie (HFEA) in London erhalten. Dabei wird zunächst eine Eizelle mit einer Samenzelle befruchtet. Den entstandenen Kern des Embryos wollen die Mediziner dann in die unbefruchtete Eizelle einer anderen Frau transferieren, berichtete der Sender BBC auf seiner Internetseite. Ziel der Forschungen sei es, bestimmte Erbkrankheiten zu verhindern, die nur von der Mutter übertragen werden. Der Vatikan kritisierte am Freitag das geplante Experiment.

Bei den betreffenden Erbkrankheiten handelt es sich um so genannte mitochondriale Erkrankungen. Sie gehen auf Erbmaterial zurück, das sich nicht im Zellkern, sondern in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, befindet. Mitochondrien liegen außerhalb des Zellkerns und produzieren Energie für die Zelle. Sie haben ihre eigene DNA, die nur über die Mutter vererbt wird. Taucht darin ein Defekt auf, kann es beispielsweise zu einer bestimmten Muskelschwäche kommen.

Der nun geplante Embryo soll das Erbgut von Vater und Mutter im Zellkern enthalten sowie das Erbgut einer weiteren Frau in den Mitochondrien. Die Forscher haben laut BBC zunächst noch nicht vor, den Embryo in eine Frau einzupflanzen, so dass er zu einem Baby heranwachsen kann. Sie wollen nur ermitteln, ob die Methode dieses Zellkerntransfers funktioniert.

Der Vatikan nannte das Experiment «völlig negativ». Aus moralischer - und nicht nur katholischer - Sicht verstoße das Vorhaben gegen mehrere Verbote, darunter das Töten eines Embryos, sagte der Präsident der Pontifikalakademie für das Leben, Elio Sgreccia, in Radio Vatikan am Freitag.

Studien an Mäusen hatten nach Angaben der Zulassungsbehörde ergeben, dass es möglich ist, die Weitergabe solcher Erkrankungen zu verhindern, wenn der Zellkern eines befruchteten Eis mit defekten Mitochondrien in eine andere, unbefruchtete Eizelle transferiert wird, deren Mitochondrien intakt sind. Doug Turnbull, Professor für Neurologie an der Universität Newcastle, und Mary Herbert, wissenschaftliche Direktorin des dortigen Zentrums für Fortpflanzungsmedizin, planten nun das gleiche Prozedere bei menschlichen Embryonen.

US-Wissenschaftler am Institut für Fortpflanzungsmedizin von St. Barnabas (New Jersey) hatten laut BBC bereits 2001 berichtet, dass nach Anwendung einer ähnlichen Methode 15 Kinder gesund zur Welt gekommen seien, die die Krankheit ihrer Mutter nicht geerbt hatten. Sie hatten jedoch gesunde Mitochondrien in die befruchtete Eizelle injiziert.

Spermien haben zwar auch einige Mitochondrien, aber wesentlich weniger als eine Eizelle. Sie spielen bei der Vererbung der Mitochondrien-Gene keine bedeutende Rolle.

(Internet: HFEA: www.hfea.gov.uk) dpa ik/hu/cf xx hu

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