Technology Review über Klonforschung in China: 20 Jahre Grundlagenforschung fehlen
Chinesische Genom- und Klonforscher haben mit ihren Arbeiten immer wieder weltweit Aufsehen erregt. Das Klonen von Kühen, Ziegen und Mäusen zählt in chinesischen Labors inzwischen zur Routine. Auch die chinesische Stammzellforschung "boomt" laut einer Expertenkommission des britischen Department of Trade and Industry (DTI). Schon 2001 hatte China mit 60 Milliarden US-Dollar das weltweit drittgrößte Forschungsbudget nach den USA und Japan. Über eine halbe Million chinesischer Studenten wurden in den letzten zwanzig Jahren durch Aufenthalte in europäischen oder nordamerikanischen Labors geprägt. Ein beispielloses Rückkehrprogramm lockt sie wieder in die Heimat. Schon werden Stimmen laut, dass die deutsche Wissenschaft in fünf bis zehn Jahren von der chinesischen überholt wird.
Als Beschleuniger für diese rasche Entwicklung erkennt das britische DTI "offenbar weniger moralische Bedenken gegen die Verwendung menschlicher embryonaler Stammzellen" in der Volksrepublik. Ole Döring, Sinologe an der Uni Bochum, widerspricht: "Es ist schlicht falsch zu behaupten, in China würden ganz andere ethische und moralische Anschauungen vorherrschen." Auch in China existiere ein Verbot des reproduktiven Klonens von Menschen, die Nutzung der Klontechnik für die Therapie sei jedoch ähnlich wie in Großbritannien erlaubt. Allerdings seien in Folge der strukturellen Unterentwicklung Chinas Spielräume vorhanden, da die Durchsetzung der bestehenden Gesetze stocke. Bislang gebe es auch keine funktionierenden Ethikkommissionen oder berufsständige Selbstkontrollen. Doch die aus dem Ausland zurückkehrenden Wissenschaftler nehmen ethische Belange schon deshalb ernst, um internationale Isolation zu vermeiden.
Angesichts des konkurrenzlosen Wirtschaftswachstums erhofft sich die chinesische Regierung von den Investitionen in die Forschung bald ähnlich spektakuläre Resultate. Dabei übersieht sie, dass China mehr als zwanzig Jahre Grundlagenforschung fehlen. Eine funktionierende Forschungslandschaft wie in den USA lässt sich jedoch nicht allein durch prestigeträchtige Großprojekte oder viel Geld über Nacht entwickeln. Der Forschungslandschaft Chinas fehlt ohne den Anschluss an die internationale Wissenschaftsszene die Substanz, um aus eigener Kraft zu wachsen.
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