Biotech-Branche warnt vor «Transrapid-Effekt» bei neuen Produkten
(dpa) - Die Biotechnologiebranche warnt vor einem «Transrapid-Effekt» bei neuartigen Medizinprodukten. Es dürfe keinesfalls passieren, dass Forscher in Deutschland Techniken entwickelten, diese dann aber nur im Ausland zum Einsatz kämen, warnten Experten in Stuttgart. Auf den vom Bundesforschungsministerium organisierten Biotechnologietagen rief Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen dazu auf, frühzeitig notwendige Rahmenbedingungen wie Qualitätsstandards zu schaffen.
Die regenerative Medizin, zu der unter anderem die Züchtung von Organen im Labor gehört, habe ein Marktpotenzial von bis zu 100 Milliarden Euro in zehn Jahren, sagte der Geschäftsführer der baden- württembergischen «Bioregio Stern», Klaus Eichenberg. Deutschland rangiere in der Forschung auf Platz zwei hinter den USA. Catenhusen sagte, die Möglichkeiten des Marktzugangs seien aber hier zu Lande im Vergleich zu Amerika noch stark eingeschränkt. Die deutschen Krankenkassen lehnten den Einsatz der so genannten «Tissue Engineering»-Produkte bisher rundweg ab.
Bei der Technik werden einem Patienten Zellen entnommen und in einer Nährlösung zu neuem Gewebe gezüchtet. Ein Vorteil ist, dass die Immunabwehr die körpereigenen Zellen erkennt und nicht bekämpft. Derzeit haben deutsche Firmen nach Eichenbergs Beobachtung rund 15 marktfähige Produkte entwickelt, etwa zum Ersatz von Haut, Knorpel- und Knochengewebe.
Nach einer vierjährigen Konsolidierungsphase befindet sich die Biotechnologiebranche den Angaben zufolge wieder im Aufwind. Die Zahl der Insolvenzen sei rückläufig, es gebe wieder Neugründungen und Börsengänge. Im Jahr 2003 beschäftigten die 350 Unternehmen des gesamten Biotechnik-Sektors in Deutschland rund 12.000 Mitarbeiter und setzten knapp eine Milliarde Euro um. Für Herbst kündigte Catenhusen eine Neuauflage des Förderprogramms «BioChancePLUS» an, das vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in den kommenden fünf Jahren mit 100 Millionen Euro unterstützen soll.
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