Die beste Bilanz für Arzneimittelinnovationen seit sechs Jahren
"Mit 33 neuen Wirkstoffen haben die forschenden Arzneimittelhersteller in 2004 vielen schweren Erkrankungen den Kampf angesagt. Darunter befinden sich mehrere gegen Krebs, HIV/AIDS und Autoimmunkrankheiten. Auch durch neue Darreichungsformen und Zulassungserweiterungen werden die Behandlungsmöglichkeiten für die Patienten auf vielen Gebieten verbessert. Das ist die beste Bilanz für therapeutischen Fortschritt, die wir seit 1998 ziehen können!" So bilanzierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) den Stand der Einführung von Arzneimittelinnovationen im Jahr 2004.
Die 33 neu eingeführten Präparate mit neuen Wirkstoffen bedeuten nahezu eine Verdoppelung des Ergebnisses aus dem Vorjahr, als 17 neue Wirkstoffe auf den Markt kamen.
Gleich sechs dieser Präparate dienen der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen. Zwei davon - gegen Darmkrebs und Leukämie - enthalten monoklonale Antikörper, die Krebszellen viel gezielter als herkömmliche Zytostatika bekämpfen. Erstmals wurden Medikamente speziell gegen Nebennierenrindenkarzinom und Asbest-verursachten Lungenkrebs verfügbar. Andere, etwa gegen den Knochenmarkskrebs Multiples Myelom, zeichnen sich dadurch aus, dass sie neue Angriffspunkte in den Krebszellen haben.
Gegen Herz-Kreislauferkrankungen, die häufigste Todesursache in Deutschland, sind fünf der neuen Präparate wirksam. Darunter sind drei, die auf neuartige Weise Blutgerinnseln vorbeugen.
Weitere fünf Präparate drosseln die Aktivität von Teilen des Immunsystems, etwa um Allergien und andere Entzündungsprozesse abzuschwächen oder transplantierte Organe vor Abstoßungsreaktionen und anderen zerstörerischen Vorgängen zu schützen. Zwei Medikamente unterstützen hingegen das Immunsystem, wenn es durch eine Knochenmarktransplantation, HIV/AIDS oder auf andere Weise beeinträchtigt ist.
HIV-Infizierten kommen auch zwei Präparate mit neuen Wirkstoffen zugute, die - in Kombination mit anderen - die Virenvermehrung aufhalten. Eines davon muss nur einmal täglich eingenommen werden, was die Therapie deutlich vereinfacht.
Weitere Medikamente sind für Patienten mit Stoffwechselstörungen, Schizophrenie, chronischen Schmerzen, Haut-, Knochen- und Durchfallerkrankungen und Harninkontinenz eingeführt worden. Schließlich gehören auch ein Schluckimpfstoff, der Cholera vorbeugt, und ein Kontrastmittel für die Kernspintomographie zu den Produkten mit neuen Wirkstoffen des Jahres 2004.
Fünf der 33 Präparate enthalten gentechnische Wirkstoffe, davon sind drei monoklonale Antikörper. Damit ist die Zahl gentechnischer Präparate im deutschen Markt auf 109 gestiegen.
Zahlreiche bereits eingeführte Präparate können seit 2004 bei weiteren Krankheiten oder jüngeren Altersgruppen eingesetzt werden. Wie bei den neuen Wirkstoffen und Darreichungsformen waren auch hier internationale klinische Studien der Hersteller Grundlage für die erweiterte Zulassung.
Die Zulassungserweiterungen kamen insbesondere Kindern und Jugendliche zugute, für die sich das therapeutische Repertoire 2004 um 22 Medikamente erweitert hat. So kann nun Typ-2-Diabetes bei Kindern ab 10 Jahren mit Tabletten behandelt werden; rund 5.000 meist übergewichtige Kinder leiden in Deutschland an dieser früher "Altersdiabetes" genannte Krankheit. Für Kinder ab acht Jahren mit erblich bedingt erhöhtem Cholesterinspiegel ist nun ein Statin-Präparat verfügbar. Für die Altersgruppe ab zwei Jahren stehen zusätzliche Arzneimittel zur Behandlung von Schmerzen und Fieber, Erbrechen und Übelkeit bei der Krebstherapie sowie ein Cholera-Impfstoff zum Schlucken zur Verfügung. Weitere Zulassungen ohne Altersbeschränkung wurden für Tabletten und Fertigspritzen zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen sowie für Injektions- und Infusionslösungen zur Therapie bakterieller Lungen- oder Hirnhautentzündung, schweren Harnwegsinfektionen und Blutvergiftung erteilt.
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