Unabhängige Biotechnologie-Industrie-Organisation 'BIO Deutschland' gegründet

18.10.2004

Berlin. Führende Unternehmen der Biotech-Branche haben einen unabhängigen Industrieverband gegründet: die Biotechnologie-Industrie-Organisation Deutschland, kurz BIO Deutschland. Ob Stammzelldebatte, Gentechnikgesetz oder Biopatentrichtlinie - angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen sich die als zukunftsträchtig geltende, zuletzt jedoch durch eine Finanzierungskrise gebeutelte High-Tech-Branche gegenüber sieht, soll die BIO Deutschland alle Kräfte bündeln, um "die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der modernen Biowissenschaften" zu fördern.

Zu den Gründungsunternehmen der BIO Deutschland zählen weithin bekannte Namen wie die börsennotierten Aktiengesellschaften MediGene und MorphoSys aus Martinsried oder die November AG aus Erlangen ebenso wie zum Beispiel Atugen (Berlin), CellGenix (Freiburg), Brain (Zwingenberg), Idea und Wilex (beide München), 4SC (Martinsried) oder Analyticon Discovery (Potsdam). Zum Gründungsvorstand wurde Prof. Dr. Horst Domdey gewählt, Vorstandsvorsitzender der bayerischen BioM AG und Sprecher des Arbeitskreises der BioRegionen Deutschlands. Er hat sich quasi als "Geburtshelfer" zur Verfügung gestellt, um die juristische Seite der Verbandsgründung zu begleiten, und wird Anfang Dezember von einem ersten regulären Vorstand abgelöst werden. Sitz des Mitte September ins Leben gerufenen Verbandes ist Berlin - soeben wurde im 'berlinbiotechpark' die Geschäftsstelle der BIO Deutschland unter der Leitung von Dr. Pablo Serrano eröffnet.

Was will die BIO Deutschland? Vor allem zum Sprachrohr der deutschen Biotech-Branche werden, betont Dr. Peter Heinrich, Vorstandschef von MediGene und einer der Gründer. Die Etablierung einer unabhängigen Interessenvertretung der deutschen Biotech-Unternehmen soll unter anderem die Kommunikation mit der nationalen und internationalen Politik verbessern, denn schließlich sei die Biotech-Branche ein entscheidender Leistungsträger für die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Wie wichtig die Gestaltung der politischen Rahmenbedigungen sei, zeige zum Beispiel die derzeitige Diskussion um das umstrittene Gentechnikgesetz, das die Agro-Biotechnologie aus Deutschland komplett vertreiben würde. Die von den Biotechnologie-Unternehmen entwickelten High-Tech-Produkte - seien es Medikamente, gentechnisch gezüchtete Pflanzen oder biologische Herstellungsprozesse für die chemische Industrie - tragen ganz entscheidend zur Wertschöpfung im rohstoffarmen Deutschland bei, ergänzt Dr. Holger Zinke, Vorstandsvorsitzender der hessischen Brain AG. Um so wichtiger sei die Vernetzung der entsprechenden Aktivitäten, worum sich die BIO Deutschland ebenfalls verstärkt bemühen werde.

Ganz bewußt wirbt die BIO Deutschland um die Mitarbeit aller, die sich der Unterstützung der deutschen Biotech-Industrie verschrieben haben. Neben Unternehmen sind daher auch besonders die BioRegionen eingeladen, Mitglieder in dem neuen Verband zu werden. Man möchte die Aktivitäten bündeln, um sie wirksamer zu machen. Das gilt auch für die angestrebte Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Bio-Industrievereinigungen, die im Unterschied zur BIO Deutschland allerdings nicht unabhängig sind, sondern als nicht rechtsfähige Untereinheiten größerer Organisationen auf die Interessen und Besonderheiten ihrer "Mütter" Rücksicht nehmen müssen. So waren denn mehrere der BIO-Deutschland-Gründer bis vor wenigen Tagen im Vorstand der Vereinigung deutscher Biotechnologie-Unternehmen (VBU), die Teil der gemeinnützigen Dechema e.V. in Frankfurt ist. Da die Förderung eines Industriezweiges aber kaum mit dem Gemeinnützigkeitsstatuts zu vereinbaren ist, sah sich der VBU-Vorstand zunehmend seiner Handlungsfähigkeit beraubt und erklärte Mitte Oktober geschlossen seinen Rücktritt.

Unter dem neuen Dach der BIO Deutschland soll sich die Biotech-Branche nun aktiver und selbstbewußter zu Wort melden, betont Prof. Dr. Peter Buckel, CEO der Berliner Atugen AG. Schließlich gehe es nicht nur um Standortbedingungen und Finanzierungen, sondern auch um die Schaffung eines Bewußtseins, daß die deutsche Biotechnologie-Industrie innovative Produkte zum Wohl von Mensch und Umwelt entwickelt und gleichzeitig den Lebensstandard hierzulande angesichts eines intensiver werdenden globalen Wettbewerbes langfristig sichern hilft.

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