Nobelpreisträger und DNA-Mitentdecker Maurice Wilkins gestorben

07.10.2004

London/Hamburg (dpa) - Mit dem Medizin-Nobelpreisträger Maurice Wilkins ist der dritte von vier Entdeckern der Erbgut-Struktur gestorben. Er und Rosalind Franklin durchleuchteten vor rund einem halben Jahrhundert das Erbmaterial DNA mit Röntgenstrahlen. Aus den daraus entstandenen Bildern schlossen Watson und Crick später auf die weltberühmte Doppelhelix-Struktur der DNA. Zusammen mit diesen beiden Forscher erhielt Wilkins 1962 den Nobelpreis für Medizin. Franklin war vor Zuerkennung des Preises gestorben.

Wie das Londoner King's College am Mittwoch mitteilte, starb Wilkins im Alter von 87 Jahren bereits am Dienstag im Kreis der Familie in einem Krankenhaus. Der Forscher war seit 1981 emeritierter Professor der Hochschule. Im vergangenen Jahr nahm er noch an den Feiern zum 50. Jahrestag der Entdeckung der DNA-Struktur 1953 teil.

«Professor Wilkins war eine herausragende Figur, einer der größten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts und ein Mann von großer Menschlichkeit», würdigte der Direktor des King's College, Rick Trainor, seinen Kollegen.

Maurice Hugh Frederick Wilkins wurde am 15. Dezember 1916 in Neuseeland geboren. Als Wissenschaftler arbeitete er zunächst am so genannten «Manhattan-Projekt», dem US-Programm zum Bau der Atombombe. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war der Forscher außerordentlicher Professor für Physik an der schottischen St.-Andrews-Universität.

«Jedem hier ist bewusst, dass viele Arbeiten, die wir hier machen, auf die Forschung von Wilkins und seinen Kollegen zurückgehen», sagte Jochen Müller-Dieckmann, Strukturbiologe an der Hamburger Außenstelle des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL). Wilkins habe die DNA erst in jene Form gebracht, die sich mit den Röntgenstrahlen analysieren ließ, erklärte der Chemiker. Die Leistungen von Wilkins würden von der Öffentlichkeit allerdings vielfach unterschätzt, ergänzte Tim Salditt, Leiter des Instituts für Röntgenphysik an der Universität Göttingen.

Erst im Juli war Francis Crick in San Diego an Krebs gestorben. Damit ist James Watson der letzte lebende Entdecker der DNA-Struktur.

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