Erste Euphorie bei Gentests vorbei

VDGH für rasche Einführung eines Gentestgesetzes

29.09.2004

Frankfurt (ots) - Die erste Euphorie bei der Nutzung von Gentests zur Krankheitserkennung scheint vorbei zu sein. Nach Wachstumsraten von 40 bis 50 Prozent in den vergangenen Jahren wuchs der Umsatz mit diesen Tests, mit denen insbesondere Stoffwechsel- und Erbkrankheiten aufgespürt werden, im ersten Halbjahr 2004 nur noch um 3,5 Prozent auf 3,4 Millionen Euro. Der geringe Umsatz, der mit Gentests in Deutschland gemacht werde, stehe in keinem Verhältnis zur öffentlichen Aufmerksamkeit, betonte der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) in Frankfurt, der diese Zahlen heute (28.) bekannt gab.

Die überraschende Wachstumsdelle bei solchen Tests habe möglicherweise mit der Verunsicherung zu tun, die von der "grünen" Gentechnik-Debatte ausgehe. Der Verband fordert daher die rasche Einführung des geplanten Gentestgesetzes und begrüßte eine entsprechende Ankündigung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Erst wenn klar geregelt sei, ob und welche durch solche Tests gewonnenen Informationen weitergegeben werden dürfen, wachse das Vertrauen von Ärzten und Patienten, betonte VDGH-Geschäftsführer Dierk Meyer-Lüerßen. Der VDGH tritt dafür ein, dass die Informationsweitergabe allein im Ermessen der betroffenen Patienten liegen soll.

Da es eine rationale Erklärung für die jüngste Entwicklung nicht gebe, geht der Verband von einer anziehenden Nachfrage im zweiten Halbjahr aus. Für das Gesamtjahr rechnet der VDGH bei Gentests mit einem Umsatzwachstum von rund 14 Prozent auf acht Millionen Euro.

Damit wären die Gentests zwar noch immer das am schnellsten wachsende Marktsegment, wegen ihres geringen Volumens können sie aber die Entwicklung des gesamten Diagnostica-Marktes kaum beeinflussen. Der Verband, der rund 80 Firmen vertritt, prognostiziert für das laufende Jahr ein Wachstum von zwei Prozent auf 1,79 Milliarden Euro. Das Wachstum werde allein durch das so genannte OTC-Geschäft, wie z. B. Selbsttests die in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden können, getragen.

Die Voraussage beruht auf einer Verbandserhebung, an der sich Mitgliedsunternehmen beteiligt haben, die in Deutschland zusammen einen Marktanteil von 85 bis 90 Prozent erreichen. Demnach erzielten die Hersteller, die sich an der Befragung beteiligten, im ersten Halbjahr 2004 einen Gesamtumsatz von 793 Millionen Euro, knapp drei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz mit Schnelltests wuchs dabei um 6,7 Prozent auf 294,4 Millionen Euro. Keine nennenswerten Impulse gingen vom größten Marktbereich, dem klassischen Labormarkt, aus, der um ein Prozent auf 498,4 Millionen Euro wuchs. Für dieses Marktsegment rechnet der VDGH im Jahresverlauf sogar mit leichten Umsatzrückgängen.

Damit haben sich die Erwartungen der Branche noch nicht erfüllt. Der VDGH hatte angenommen, dass das neue Krankenhaus-Abrechungssystem DRG zu verstärkter Nachfrage nach klassischen Labortests führen würde, weil nur die lückenlose Erfassung auch von Nebenerkrankungen die Voraussetzung für eine leistungsgerechte Abrechnung der Kliniken mit den Krankenkassen ist.

Weitere News aus dem Ressort Politik & Gesetze

Weitere News von unseren anderen Portalen

Heiß, kalt, heiß, kalt -
das ist PCR!