Unfreiwilliger Kindersegen durch Schering

Der Pharmakonzern haftet in Brasilien für Antibaby-Pille mit klitzekleinen "Neben"wirkungen

26.03.2004

Eine Tochter des Berliner Pharmakonzerns Schering ist in Brasilien wegen wirkungsloser Antibaby-Pillen zu einer Schadenersatzzahlung von einer Million Real (etwa 280 000 Euro) verurteilt worden. Es sei eindeutig erwiesen, dass die zwischen 15. Januar und 21. April 1998 in den Handel gekommenen Microvlar-Pillen in Wirklichkeit wirkungslose Mehlplacebos gewesen seien, lautete nach Medienberichten die Urteilsbegründung der 9. Zivilrechtskammer in Sao Paulo. 40 bis 50 Frauen seien ungewollt schwanger geworden. Schering do Brasil bestätigte der dpa am Donnerstag das Urteil.

Das Unternehmen hatte nach eigenen Angaben im Jahre 1998 Tabletten ohne Wirkstoff für Tests an einer neuen Verpackungsmaschine eingesetzt. «Dabei wurden Microvlar-Verpackungen verwendet. Nach Abschluss der Tests wurden die Packungen samt Inhalt einer Entsorgungsfirma zur Vernichtung übergeben. Im Urteil der 9. Kammer wurde jetzt bestätigt, dass Schering do Brasil Ltda. die entsprechenden Testpackungen zu keinem Zeitpunkt in den Vertrieb gebracht hat», hieß es in der Erklärung. Schering do Brasil prüfe derzeit, ob gegen die Entscheidung Berufung eingelegt werden soll.

Das Geld müssen sich dem Urteil zufolge alle Frauen teilen, die auf Grund des Konsums der wirkungslosen Pillen ungewollt schwanger geworden sind. Das Bundesland Sao Paulo und der Verbraucherschutzverband Procon, die gemeinsam gegen Schering do Brasil Klage erhoben hatten, riefen die Frauen auf, sich unverzüglich beim Procon registrieren zu lassen.

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