Immun-Monitoring: Zytokine zeigen OP-Belastung an
Dass Ärzte mittlerweile über subtilere Messmethoden verfügen, die zusätzliche Belastung durch die Operation zu bestimmen, belegte nun ein Team um Professor Dr. Hans-Christoph Pape und Professor Dr. Christian Krettek, Direktor der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Als Auszeichnung wurde die Studie für eine Sondersitzung, den "Speciality day", auf dem amerikanischen Orthopädenkongress (American Association of Orthopedic Surgeons, 10. bis 14. März in San Francisco, USA) vorgesehen.
An der randomisierten, prospektiven Studie nahmen insgesamt 35 Schwerverletzte aus drei Kliniken teil: aus der MHH, dem St. James's University Hospital in Leeds, Großbritannien, und dem Uleval University Hospital, Oslo, Norwegen. Alle Patienten hatten vergleichbare Verletzungen: einen Bruch des Oberschenkel-Knochens und weitere, besonders schwere Verletzungen anderer Körperteile. Eine erste Gruppe (17 Patienten) versorgten die Ärzte sofort mit einem Knochenmarknagel, der den Oberschenkel stabilisierte. Die zweite Gruppe (18 Patienten) erhielt zunächst einen Fixateur, der die Knochen von außen in der richtigen Lage hielt. Erst in einem zweiten Eingriff setzten hier die Unfallchirurgen den Marknagel ein. Bei allen Patienten nahmen die Ärzte vor der Operation sowie sieben, 24 und 48 Stunden nach dem Erst-Eingriff Blut ab und untersuchten den Anstieg der Immun-Botenstoffe Interleukin 1, Interleukin 6 und Interleukin 8.
Die Ergebnisse: Bei den Patienten, die sofort mit einem Marknagel versorgt wurden, fanden die Forscher nach der Operation deutlich mehr entzündungssteigerndes Interleukin 6; dieser Anstieg trat bei der zweiten Gruppe nicht auf. "Eine Marknagelungs-Operation beeinflusst offensichtlich stark das Immunsystem", sagt Professor Dr. Hans-Christoph Pape. "Mit dem Immun-Monitoring können wir künftig bei Schwerverletzten in einem stabilen Zustand besser entscheiden, wann der Zeitpunkt für die Operation am geeignetsten ist - damit neben der Belastung durch den Unfall nicht noch eine zu hohe Belastung durch die Operation kommt." Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass bei Schwerverletzten mit besonders hohen Interleukinwerten häufiger ein Organversagen auftritt. "Diese Gefahr können wir nun im Vorfeld besser erkennen und versuchen, zunächst die Brüche der Patienten von außen zu stabilisieren und zu einem späteren Zeitpunkt die eigentliche Operation durchzuführen", sagt Professor Pape.
Weitere Informationen gibt gern Professor Dr. Hans-Christoph Pape, Telefon: (0511) 532-2028, E-Mail: Pape.Hans-Christoph@mh-hannover.de
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