Wie Emotionen die innere Uhr beeinflussen
Forschungsteam um Freiburger Psychologen deckt bislang unbekannte Effekte auf
geralt, pixabay.com, CC0
Die Psychologen nehmen in ihrer Arbeit den Zeitraum von einer bis drei Sekunden in den Blick. Ihre Probanden hatten die Aufgabe, auf dem Computerbildschirm nacheinander eingeblendete Substantive nach Geschlecht zu ordnen. Beim Übergang zum nächsten Wort wurde jeweils ein kleines Kreuz gezeigt. Was den Probanden nicht klar war: Es handelte sich allesamt um positiv oder negativ besetzte Begriffe wie Liebe und Freundschaft auf der einen, Folter und Tod auf der anderen Seite. Bei den meisten positiv besetzten Substantiven erschien das Kreuz zuvor für eine halbe Sekunde, bei den meisten negativ besetzten für zwei Sekunden. „Das Muster beeinflusste die Probanden, obwohl es ihnen nicht bewusst war“, sagt Thomaschke: „War die Kombination ungewöhnlich, etwa ein langes Intervall vor einem positiven Begriff, hatten sie größere Schwierigkeiten, das Geschlecht richtig zuzuordnen.“ Diese Irritation trat allerdings nicht auf, wenn keine Emotionen im Spiel waren: Bei anderen Probanden verwendeten die Psychologen konkrete und abstrakte Begriffe anstelle von positiv und negativ besetzten – dann jedoch war der Effekt nicht zu beobachten.
Dieses Ergebnis trägt dazu bei, menschliche Wahrnehmungsmuster besser zu verstehen. In Gesprächen beispielsweise ist zu beobachten, dass positive, zustimmende Antworten in der Regel schneller gegeben werden als negative, ablehnende. Diese Erfahrung hat zur Folge, dass Teilnehmer einer Online-Konferenz, deren Redebeiträgen stets eine technisch bedingte zeitliche Verzögerung vorausgeht, von den anderen oft als negativ wahrgenommen werden – die Alltagserfahrung wird unbewusst auf die Konferenzsituation übertragen. Außerdem lassen sich aus den Resultaten Hinweise ableiten, wie es möglich sein kann, die Aufmerksamkeit von Menschen zu gewinnen. Wird beispielsweise auf einer Website nach der immer gleichen Zeitspanne Werbung eingeblendet, können die Nutzer dies unbewusst vorhersagen und daher besser ignorieren. Für den Werbetreibenden wäre es daher sinnvoll, die Einblendungen zeitlich unregelmäßig zu schalten – und damit Aufmerksamkeit durch Irritation zu erlangen.
Originalveröffentlichung
Thomaschke, R./Bogon, J./Dreisbach, G.; "Timing Affect: Dimension-Specific Time-Based Expectancy for Affect"; Emotion; 2017
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Thomaschke, R./Bogon, J./Dreisbach, G.; "Timing Affect: Dimension-Specific Time-Based Expectancy for Affect"; Emotion; 2017
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