Körpereigener Infektionsmarker steuert Antibiotikatherapie

17.10.2017 - Schweiz

Mit dem körpereigenen Infektionsmarker Procalcitonin lässt sich der Einsatz von Antibiotika bei Infektionen gezielt steuern. Die Antibiotikatherapie wird verkürzt, aber auch ihre Nebenwirkungen und die Mortalität nehmen ab. Dies berichten Forschende von Universität Basel und Kantonsspital Aarau nach einer Metaanalyse von über 6700 internationalen Daten von Patienten mit Atemwegsinfektionen in der Fachzeitschrift «The Lancet Infectious Diseases».

Procalcitonin ist die Vorstufe eines Schilddrüsenhormons, die bei Gesunden kaum oder gar nicht nachweisbar ist. Kommt es im Körper aber zu einer bakteriellen Entzündung, steigt der Stoff Procalcitonin im Blut plötzlich an. Diesen Mechanismus können sich Mediziner bei der Diagnose von Infektionskrankheiten zunutze machen – denn eine Antibiotika-Behandlung ist bekanntlich nur bei bakteriellen Infektionen sinnvoll. Eine wichtige Rolle spielt dies etwa bei Atemwegsinfektionen, da bei diesen eine Abgrenzung zwischen bakterieller und viraler Infektion oft schwierig ist.

Dass der Einsatz von Procalcitonin eine Antibiotika-Therapie um rund 30% verkürzen kann, ist bereits bekannt. In verschiedenen randomisierten Studien – unter anderem an der Universität Basel – wurde den behandelnden Ärzten anhand des Procalcitoninwerts eine Empfehlung gegeben, ob Antibiotika nötig sind oder ob diese gestoppt werden können. Diese Strategie mit dem Biomarker wurde dann mit eine Kontrollgruppe verglichen, die nach rein klinischen Kriterien über einen Antibiotikaeinsatz entscheiden hat.

Gegen Resistenzbildung

Eine neue Metaanalyse unter Leitung von Prof. Dr. Philipp Schuetz vom Departement Klinische Forschung von Universität und Universitätsspital Basel und dem Kantonsspital Aarau zeigt nun, dass durch den Infektionsmarker Procalcitonin die Mortalität bei Patienten mit Atemwegsinfektionen abnimmt. Erzielt wurde eine Reduktion der relativen Mortalität nach 30 Tagen von 14% (von 10% auf 8,6%) sowie eine 25-prozentige Reduktion von Antibiotikanebenwirkungen (von 22,1% auf 16,3%).

«Diese Resultate machen auch Hoffnung, dass dem weltweiten Trend der Antibiotika-Resistenzbildung entgegengewirkt werden kann», kommentiert Schuetz die Studie. Dafür haben 26 Forschungsgruppen aus zwölf Ländern die Daten von 6708 Patienten zur Verfügung gestellt und analysiert – entsprechend dem weltweiten Trend des Data sharing, womit einzelne Patientengruppen besser charakterisiert werden können.

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