Wie Helicobacter pylori Magenkrebs auslöst
Neuer Ansatz für eine Therapie
A: FAU/Prof. Steffen Backert, Aileen Harrer; B: Prof. Manfred Rohde (HZI, Braunschweig)
Das Team aus internationalen Wissenschaftlern um Dr. Nicole Tegtmeyer vom Lehrstuhl für Mikrobiologie der FAU hat untersucht, wie die Bakterien die Schutzschicht im Magen zerstören. Diese Schutzschicht besteht aus dicht aneinander liegenden Epithelzellen, die uns vor der Magensäure schützen. Die Forscher haben nun entdeckt, dass die H. pylori-Bakterien ein sekretiertes Enzym, die Protease HtrA, quasi als Waffe verwenden, um diese Schutzschicht zu durchbrechen: HtrA zerschneidet drei Proteine (Occludin, Claudin-8 und E-Cadherin) und erzeugt einen Durchbruch in die Schicht aus Epithelzellen. So gelangen die H. pylori-Bakterien in tiefere, normalerweise keimfreie Gewebeschichten und richten weiteren Schaden an. Damit beginnt die Entstehung von Magenkrebs.
Auf diesen ersten Schritt folgt jedoch ein noch viel gefährlicherer, wie die Wissenschaftler feststellten. Ein nadelartiger Fortsatz, den man als Typ IV-Sekretionssystem bezeichnet, wird anschließend aktiviert und funktioniert hierbei ähnlich einer „molekularen Spritze“: Sie injiziert über einen rezeptorabhängigen Mechanismus einen bakteriellen Giftstoff, das sogenannte CagA-Protein, an der Unterseite der Wirtszellen. Das eingeschleuste CagA wiederum programmiert die Wirtszelle so um, dass Krebs entstehen kann. Darüber hinaus beeinflusst das Protein das menschliche Immunsystem und die Entzündung, so dass die Bakterien nicht erkannt und dadurch auch nicht eliminiert werden – ein entscheidender Weg für das dauerhafte Überleben von H. pylori im menschlichen Magen.
Neuer Ansatz für eine Therapie gegen Magenkrebs
Dr. Tegtmeyer geht davon aus, dass diese Befunde wichtige neue Ansatzpunkte für eine anti-bakterielle Therapie aufzeigen, da HtrA und CagA sich hervorragend als neue Wirkstoffziele eignen. Die Arbeitsgruppe hat bereits begonnen, spezifische Hemmstoffe gegen HtrA zu testen. „Wir hoffen, dass entsprechende Wirkstoffe eine Infektion entweder komplett verhindern oder die CagA-Injektion unterbinden“, erläutert Tegtmeyer.
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