AstraZeneca schockt mit enttäuschender Lungenkrebsstudie
(dpa-AFX) Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat mit einem herben Rückschlag in der Krebs-Immuntherapie die Branche und Aktionäre geschockt. Negativ hinzu kamen durchwachsene Halbjahreszahlen, wodurch die Aktie am Donnerstag zeitweise um bis 17 Prozent in die Tiefe rauschte. So gingen eine frische Kooperation mit dem US-Konzern Merck & Co und ermunternde neue Studiendaten zum Krebsmedikament Tagrisso nahezu unter.
AstraZeneca war es in der viel beachteten Studie namens "Mystic" nicht gelungen zu beweisen, dass eine Kombination aus dem Medikament Imfinzi und dem Wirkstoff Tremelimumab das Wachstum von Lungenkrebstumoren besser hemmt als eine klassische Chemotherapie. Die Studie wird in der Branche unter anderem deshalb viel beachtet, da Imfinzi als der derzeit wichtigste Hoffnungsträger des Konzerns gilt und ein Kernelement der Wachstumsstrategie von Unternehmenslenker Pascal Soriot ist.
Einen ähnlichen Rückschlag hatte der US-Konzern Bristol-Myers Squibb mit seinem Mittel Opdivo im vergangenen Jahr erlitten. Auch die Aktie der Amerikaner geriet am Donnerstag in den Sog der schlechten Nachrichten von AstraZeneca. Imfinzi und Opdivo sind Mittel der noch recht jungen Krebs-Immuntherapie, bei der die körpereigene Abwehr angeregt wird.
Gute Studiendaten konnte AstraZeneca indes zum Krebsmittel Tagrisso präsentieren. Dieses erwies sich demnach bei bestimmten Lungenkrebspatienten hinsichtlich des Tumorwachstums im Vorteil gegenüber der Standardtherapie. Das Mittel war zuletzt in Deutschland in die Schlagzeilen geraten, als AstraZeneca es unter anderem wegen möglicher Unstimmigkeiten über die Kostenerstattung vom Markt nahm.
AstraZeneca hat neue Wachstumsträger dringend nötig, denn seit dem vergangenen Jahr kämpft der Konzern vor allem mit den Auswirkungen des Patentablaufs für seinen wichtigen Blockbuster, den Blutfettsenker Crestor. Der Umsatzschwund durch Nachahmer-Mittel ließ sich auch im ersten Halbjahr 2017 nicht durch andere Produkte ausgleichen. Von Januar bis Juni verbuchte AstraZeneca mit 10,46 Milliarden Dollar 11 Prozent weniger Umsatz als ein Jahr zuvor. Der um einige Sondereffekte bereinigte Kerngewinn kletterte hingegen auch dank positiver Währungseffekte um 5 Prozent auf 1,86 Dollar je Aktie und übertraf damit die Schätzungen von Analysten.
Bei der Entwicklung bestimmter Krebsmedikamente holt sich AstraZeneca nun Hilfe vom US-Pharmariesen Merck & Co. Die Konzerne kündigten am Donnerstag ihre Zusammenarbeit an. Sie wollen die Forschung an den Mitteln Lynparza sowie dem Prüfwirkstoff Selumetinib und deren Vermarktung künftig gemeinsam stemmen und sich Kosten und künftige Einnahmen teilen.
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