Merck sieht Pharmageschäft nach Zulassungserfolgen im Aufwind
Lange hatte Merck auf den Durchbruch für wichtige Medikamenten-Hoffnungsträger gewartet
(dpa) Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck blickt nach Erfolgen bei wichtigen Medikamenten zuversichtlicher auf sein Pharmageschäft. Gute Nachrichten aus den USA und der EU dürften das Geschäft beflügeln, sagte Vorstandschef Stefan Oschmann der Deutschen Presse-Agentur. Die jüngsten Zulassungen für den Krebs-Hoffnungsträger Avelumab und die Empfehlung für die Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin hätten viele so nicht erwartet. «Das sollte künftig positiven Einfluss haben.»
Zudem setzt Oschman große Hoffnungen in Fruchtbarkeitsmittel, die vor allem auf dem wachsenden Markt in China nachgefragt sind. Gerüchten über den Verkauf von Firmenteilen erteilte er eine Absage.
Der Konzern hatte jahrelang keine neuen Medikamente auf den Markt gebracht. Im März gelang aber in den USA die Zulassung für das Mittel Avelumab gegen einen aggressiven Hautkrebs. Im Mai folgte die Genehmigung für den Einsatz gegen Tumore im Harntrakt. Merck erhofft sich viel von Avelumab, da es in weiteren Anwendungsfeldern in der letzten Teststufe steckt und hohe Umsätze verspricht. Neuigkeiten über eine Zulassung in der EU erwartet Merck im zweiten Halbjahr.
Zudem kann Merck auf die Zulassung von Cladribin in der EU bauen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel empfahl jüngst der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA, grünes Licht zu geben. Ein Erfolg wäre für Merck wichtig: Beim Multiple-Sklerose-Vorgängerprodukt Rebif, dem bisher umsatzstärksten Merck-Medikament, gehen die Erlöse zurück. «Wir glauben, dass Rebif auch weiter Instrumentarium des Multiple Sklerose behandelnden Arztes sein wird», sagte Oschmann. «Wir sehen aber, dass Rebif nicht mehr wachsen wird.»
Der Merck-Chef räumte eine «gewisse Durststrecke» im Pharmageschäft ein. «Wir sind sehr glücklich, dass es jetzt bei uns deutlich besser läuft», sagte Oschmann bei der Eröffnung eines neuen Verpackungszentrums in Aubonne am Genfer See in der Schweiz.
Das Geschäft mit Fruchtbarkeitsmedikamenten, in dem Merck sein drittlukrativstes Mittel Gonal-F führt, laufe weiter gut, sagte Oschmann. Der Markt wachse stark, weil Frauen oft erst mit Ende 30 oder Anfang 40 Kinder wollten. Zudem würden Entwicklungen in China helfen: «Der Wechsel von der Ein-Kind- zur Zwei-Kind-Politik hat den Markt stark angetrieben», sagte Oschmann. «China ist unser größter Wachstumsmarkt.»
Merck hatte sich die Expertise bei Fruchtbarkeitsmitteln 2006 mit dem Kauf der Schweizer Biotechfirma Serono gesichert. Sie stellt Gonal-F her, ein Sexualhormonpräparat, das die Eizellenproduktion stimuliert.
Gerüchten über eine Umstrukturierung von Merck erteilte Oschmann eine Absage. «Jüngst wurde spekuliert, wir würden unsere Sektoren mit Blick auf Darmstadt verselbstständigen, um einen davon leichter verkaufen zu können», so der Vorstandschef. «Dieser Zusammenhang ist nun aber wirklich aus der Luft gegriffen.» Merck hatte zuletzt verkündet, für seine drei Sparten Pharma, Produkte für die Pharmaforschung und Spezialchemikalien die Gründung von Tochtergesellschaften unter dem Dach der Merck KGaA zu prüfen.
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