Lärm kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigen

26.06.2017 - Schweiz

Verkehrslärm erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dies zeigen erste Resultate der SiRENE-Studie unter der Leitung des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH), die im Rahmen des ICBEN-Kongresses (International Commission on Biological Effects of Noise) in Zürich vorgestellt werden.

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Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, steigt um 4 Prozent pro 10 Dezibel Zunahme der Strassenlärmbelastung.

Wie stark Verkehrslärm die Gesundheit von Menschen negativ beeinträchtigt, bleibt in vielen Punkten noch ungeklärt. Seit 2014 untersucht ein interdisziplinäres schweizerisches Studienkonsortium im Rahmen der SiRENE-Studie des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) die Kurz- und Langzeitwirkungen der Verkehrslärmbelastung für die Bevölkerung in der Schweiz in umfassender Weise.

Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die bisher veröffentlichten Resultate der Studie zeigen: Der Flug-, Schienen- und Strassenverkehrslärm in der Schweiz kann unerwünschte Gesundheitsauswirkungen zur Folge haben. Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Zusammenhang am stärksten beim Strassenlärm erkennbar. Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, steigt um 4 Prozent pro 10 Dezibel Zunahme der Strassenlärmbelastung am Wohnort. Aber auch das Risiko für Bluthochdruck und Herzinsuffizienz steigt durch den Verkehrslärm. «Besonders kritisch sind wahrscheinlich Lärmereignisse in der Nacht, die regelmässig den Schlaf stören», sagt Martin Röösli, Leiter der SiRENE-Studie und Professor für Umweltepidemiologie am Swiss TPH und der Universität Basel. «Bereits tiefere Lärmbelastungen als bisher angenommen haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit.»

Lärm begünstigt auch Diabetes

Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht der Verkehrslärm auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Das zeigt eine Untersuchung bei 2'631 Personen, die unterschiedlich stark lärmbelastet sind. «Dabei spielen zwei Mechanismen eine Rolle», erklärt Nicole Probst-Hensch, Leiterin des Departement Epidemiologie und Public Health am Swiss TPH. «Einerseits beeinflusst die chronische Ausschüttung von Stresshormonen den Insulinstoffwechsel. Andererseits ist bekannt, dass Schlafprobleme langfristig den Metabolismus negativ beeinflussen.»

Lärmschutz effizienter gestalten

Die bisher veröffentlichten und weitere Resultate der SiRENE-Studie werden wichtige Informationen für die Behörden im Hinblick auf einen effizienteren Lärmschutz und eine allfällige Anpassung der Grenzwerte für Lärm in der Lärmschutzverordnung (LSV) liefern. Auf die ganze Bevölkerung in der Schweiz bezogen sind die Gesundheitsauswirkungen von Verkehrslärm substanziell, sie verursachen jedes Jahr externe Kosten von geschätzten 1,8 Milliarden Schweizer Franken. Für den einzelnen Menschen seien jedoch Faktoren wie Bewegung und Rauchen deutlich wichtiger, so Röösli.

SiRENE – ein integrierter Forschungsansatz

SiRENE (Short and Long Term Effects of Transportation Noise Exposure) ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das Versuche im Schlaflabor mit epidemiologischer Forschung, Befragungsdaten und akustischen Berechnungen und Modellierungen kombiniert. In der Studie werden insgesamt vier Aspekte der Verkehrslärmwirkung untersucht:

  • Repräsentative Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zu Lärmbelästigungen, selbstberichteten Schlafstörungen und zum Umgang mit Lärmbelastungen
  • Experimentelle Studie im Schlaflabor zu lärminduzierten Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Glukosehaushalt
  • Schweizweite Modellierung des Flug-, Schienen- und Strassenverkehrslärms
  • Ermittlung von lärminduzierten Gesundheitsrisiken anhand der Schweizerischen Nationalen Kohortenstudie und der SAPALDIA-Studie (Swiss Cohort Study on Air Pollution And Lung and Heart Diseases in Adults)

SiRENE wird im Rahmen des Sinergia-Programms vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanziert und von einem Konsortium von Forschenden des Swiss TPH, der Empa, der n-Sphere AG, dem Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) sowie dem BAFU durchgeführt. Die Studienleitung hat das SwissTPH. Weitere Resultate der Studie werden in diesem und im nächsten Jahr erwartet.

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