Neuer Biomarker für Hodentumore identifiziert
Bluttest könnte bei vielen Patienten mit Hodentumoren die Therapie deutlich erleichtern
Neuer Biomarker reagiert nur auf Hodentumore
An der Studie waren neben der Universität Bremen und dem Albertinen-Krankenhaus Hamburg, das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, das Universitätsklinikum Eppendorf Hamburg und das Klinikum Bremen-Mitte beteiligt. Die Auswertung der Daten zeigte, dass sich durch die Messung der microRNA Hodentumore mit hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen lassen. Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen der Konzentration der microRNA-371a-3p im Serum und der Aktivität des Tumors festgestellt. Die Marker-Konzentration bei den Patienten war vor der operativen Entfernung des Tumors hoch und fiel nach der Operation ab. Wenn der Tumor erneut auftrat stieg die Konzentration der microRNA im Blut wieder an. Die microRNA-371a-3p-Konzentration ist ausschließlich bei Hodentumoren erhöht, nicht bei anderen Krebserkrankungen oder anderen Hodenveränderungen wie etwa Hodenentzündungen.
Umfassende Studie mit 300 Patienten
Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse soll jetzt der neue Biomarker in einer länderübergreifenden Studie getestet werden. Hierfür kooperieren die Bremer Wissenschaftler Gazanfer Belge und Arlo Radtke mit 40 urologischen und onkologischen Instituten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Ungarn. In diesen Kliniken werden Serumproben von Hodentumorpatienten genommen, die dann an der Universität Bremen analysiert werden. Insgesamt werden Proben von 300 Patienten mit Hodentumoren und 300 Kontrollseren untersucht. Hierbei liegt das Augenmerk auf Patienten mit metastasierten Tumoren. Ziel der Studie ist es, den Biomarker künftig routinemäßig in der klinischen Diagnostik einzusetzen. Außerdem wird das Potential zur Prognoseabschätzung, zum Verlauf und zur Beurteilung des Therapieerfolges bei metastasierten Keimzelltumoren geprüft.
Keine unnötigen operativen Eingriffe mehr
Durch einen Bluttest auf microRNA-371a-3p könnte bei vielen Patienten mit Hodentumoren die Therapie deutlich erleichtert werden: Computertomographie-Untersuchungen ließen sich deutlich reduzieren, da der Test auch die Aktivität des Tumors anzeigt. Weiterhin könnte der Test manchen Patienten unnötige operative Eingriffe ersparen. Die Studie ist ein akkreditiertes Projekt der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Hodentumoren Deutschland und wird von der Wilhelm Sander-Stiftung für Krebsforschung in München und der Albertinen-Stiftung Hamburg gefördert.