Therapien gegen HIV und Netzhautdegeneration sowie Bio-LEDs

Gewinner des zehnten Innovationspreises der BioRegionen stehen fest

06.04.2017 - Deutschland

Der Arbeitskreis der deutschen BioRegionen hat auf den Deutschen Biotechnologietagen in Hannover zum zehnten Mal den Innovationspreis verliehen. Die drei prämierten Erfindungen eröffnen neue Konzepte zur Therapie von HIV-Infektionen, zur Behandlung von Netzhauterkrankungen und zeigen auf, wie Proteine die Herstellung von LEDs effizienter und umweltfreundlicher machen.

Die Preisträger 2017 sind:

  • Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Ihnen ist es gelungen, weiß leuchtende Bio-LEDs herzustellen, die sich auch in Serie preiswert und umweltfreundlich produzieren lassen
  • Wissenschaftler der Universität Tübingen: Sie haben in einem Forschungsprojekt Medikamente zur Behandlung seltener Netzhauterkrankungen entwickelt
  • Forscher des Heinrich-Pette-Instituts Hamburg: Sie haben einen vielversprechenden Ansatz zur Heilung von Aids entwickelt. Dabei wird die die HIV-DNA vollständig aus der infizierten Immunzelle im menschlichen Körper entfernt.

Die Jury hat die drei Projekte aus insgesamt 28 Wettbewerbsbeiträgen ausgewählt. Sie zeichnen sich neben einer besonderen erfinderischen Qualität durch ein hohes wirtschaftliches Potenzial aus. Die drei mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Preise sollen den Transfer von Wissen, neuen Technologien und Erfindungen aus der Forschung in die unternehmerische Verwertung fördern. Aufgabe des Wettbewerbs ist es außerdem, der Öffentlichkeit die Ergebnisse hervorragender Forschung mit Wirtschaftspotenzial in Deutschland wie auch die praktische Nutzung der Biotechnologie näher zu bringen.

Die prämierten Projekte

Mireca Medicines - Neue Medikamente zur Behandlung seltener Netzhauterkrankungen (Prof. Dr. François Paquet-Durand, Universität Tübingen, Forschungsinstitut für Augenheilkunde)

Erbliche Netzhautdegeneration gehört zu den seltenen, bis heute nicht behandelbaren Erkrankungen des Auges, die bis zur völligen Blindheit führen. Die Schwierigkeiten bei der Therapieentwicklung liegen in der Vielzahl von verursachenden Gendefekten die zu einer Überaktivierung der cGMP-Signalkaskade führen, sowie in der Überwindung der Blutretinaschranke. Die patentierte Substanzformulierung adressiert beides und zeigt in der Prä-Klinik den Erhalt der Netzhautstruktur und Funktion.

Mireca Medicines setzt eine EU-geförderte Zusammenarbeit zwischen akademischen und Industriepartnern fort, mit dem Ziel Medikamente für Netzhaut- und verwandte Neurodegenerationen zu entwickeln. Der erlangte europäische "Orphan Drug Designation" (ODD) Status vereinfacht die klinische Prüfung und sichert für 10 Jahre einen exklusiven Marktzugang (ab Markteintritt). Ein Produktionsprozess in GMP Qualität und ein klinischer Entwicklungsplan liegen vor. Die erste Finanzierungsrunde ist begonnen.

Heinrich-Pette-Institut, Hamburg/Provirex – Methode zur Entfernung der HIV-DNA aus dem Genom infizierter Immunzellen. (PD Dr. Jan Chemnitz, Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für experimentelle Virologie)

HIV/AIDS ist nach wie vor eine der schlimmsten Seuchen unserer Zeit. In den meisten Fällen ist die Erkrankung zwar mit antiretroviralen Medikamenten beherrschbar, eine Heilung ist aber damit nicht möglich. Dies beruht letztlich auf der stabilen Integration der HIV-Gene, der sogenannten proviralen DNA, in das Erbgut der Immunzellen des infizierten Wirtsorganismus. Durch molekulare Evolution konnte ein Enzym (Brec1) generiert werden, das die integrierte HIV provirale DNA erkennt und aus dem Genom der infizierten menschlichen Wirtszelle wieder hochspezifisch und nebenwirkungsfrei entfernt, die Infektion auf zellulärer Ebene also wieder rückgängig macht. Im Tiermodell führte der Einsatz dieses Enzyms bereits zu einer signifikanten antiviralen Aktivität. Die Brec1 Rekombinase erkennt hierbei über 94% aller vorherrschenden klinisch beschriebenen HIV Sequenzen und ist somit als Komponente neuartiger kurativer HIV-Heilverfahren breit einsetzbar.

Bio-LEDs mit Leuchtproteinen (Dr. Uwe Sonnewald, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

LEDs gelten als Leuchtmittel der Zukunft: Sie sind bis zu 80 Prozent energieeffizienter als Glühbirnen und halten circa fünf Mal so lang wie Energiesparlampen. Berücksichtigt man außerdem, dass in Privathaushalten im Schnitt mehr als 20 Prozent der Energie für die Beleuchtung verbraucht wird, könnte die weltweite Umstellung auf Leuchtdioden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz liefern.

Jedoch ist die Herstellung dieser Dioden teuer und aufwändig, denn marktübliche LEDs geben in der Regel blaues Licht ab. Damit sie weiß leuchten, werden sie mit Konversionsfarbstoffen beschichtet, die aus seltenen Erden gewonnen werden.

Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es jetzt gelungen, weiß leuchtende Bio-LEDs herzustellen, die sich auch in Serie preiswert und umweltfreundlich produzieren lassen. Hierbei werden fluoreszierende Proteine in ein gummiartiges Material eingebettet und auf eine LED aufgebracht. Durch die Kombination unterschiedlicher Leuchtproteine konnten die FAU-Forscher erstmals Weißlicht-LEDs auf Proteinbasis herstellen. Diese Beschichtung eignet sich auch für die Herstellung von Leuchtdisplays.

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